Remscheid Beikirchers "Sternstunden"

Remscheid · Wer zwei Tage vor Heiligabend Geburtstag hat, hat ein zwiegespaltenes Verhältnis zu Weihnachten. Geburtstaggeschenke gab es bei Konrad Beikircher früher erst am 24. Dezember. Dies und viele andere Episoden rund ums Fest, erzählte der Kabarettist in der Klosterkirche.

Mit Besinnlichkeit hat Konrad Beikirchers Weihnachts-Special "Sternstunden" nur bedingt etwas zu tun. Vielmehr geht es um den ironisch-komischen Irrsinn rund ums Fest, der alle Jahre wieder die Familien während der Feiertage zwischen Geschenkpapier, Weihnachtsbraten und Baumschmücken heimsucht.

Schließlich hat Beikircher kein einfaches Verhältnis zu Weihnachten. Dass er zwei Tage vor Heiligabend Geburtstag hat, bescherte ihm in seiner Kindheit ein Trauma: Die Geburtstaggeschenke gab es erst am 24. Dezember - und dann waren es Socken, Hemden und Unterhosen. Da bleibt es nicht aus, dass in seiner Mischung aus Lesung, Geschichten erzählen und kabarettistischen Einlagen nicht nur feierliche Töne angeschlagen wurden.

Der gebürtige Südtiroler brillierte mit seiner Fähigkeit, Dialekte zu variieren und seine Stimmbreite gekonnt einzusetzen. Ob mit bayerischem, kölschen oder gelispeltem Zungenschlag - Beikircher versteht es, schnell und mühelos das jeweilige Szenario zu wechseln. Damit begeisterte er das Publikum im nahezu voll besetzen Saal der Klosterkirche.

Auf seinem kleinen Lesetisch stapelten sich die Bücher, aus denen er Gedichte von Brecht, Ringelnatz, Kästner oder auch Loriot las. Seine Stimme wirkte dabei sehr sanft und angenehm. Stellenweise ähnelte sie im Klang der des verstorbenen Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki. Manchmal las er mit einem spitzbübischen Lächeln, wild gestikulierend wie ein Italiener. Der Inhalt war humorvoll, Beikircher in seiner Art sympathisch. Fast war es, als lausche man seinem Großvater in der Adventszeit bei spannenden Geschichten von früher - unabhängig von Beikirchers Alter.

Mit einer gewissen Leichtigkeit, fast wie von Zauberhand, leitete er von witzigen Elementen zu ernsteren und wieder zu leichtfüßigen Erzählungen, indem er scheinbar vom eigentlichen Thema abzuschweifen schien. Bestimmte Elemente - etwa, dass Protestanten den scheinbar falschen Glauben leben - kehrten im Verlaufe des Abends als "Running Gags" immer wieder. Beikircher band sie an den richtigen Stellen ein, so dass sie immer wieder für Lacher sorgten.

Persönliche Anekdoten über seinen Sohn, die Zeit im Kindergarten der Elterninitiativen und der ersten Liebe im zarten Alter von vier Jahren gaben dem Abend eine persönliche Note. Zudem unterhielt er sein Publikum mit kleineren Gesangseinlagen an der Gitarre und dem Klavier. Dadurch wirkte das über zweistündige Programm sehr kurzweilig. Zum Schluss gab der Bonner eine Zugabe, bevor er sich im Beifallsjubel von seinen Gästen verabschiedete.

(lupi)
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