Niemand geringeres als der Oberbürgermeister selbst hatte Sirin Seydo für den Ehrenamtspreis vorgeschlagen. Er hatte den Werdegang der jungen Frau aus der Nähe mitverfolgt und sich von ihrem Engagement im Jugendrat selbst überzeugen können. Als ehemaliges Flüchtlingskind kam Sirin als Zweijährige mit ihrer Familie, ihren Eltern und den drei älteren Geschwistern aus Syrien nach Remscheid. Ihnen allen gelang eine beispielhafte Integration. So wie Sirin, waren vor ihr auch zwei ihrer Brüder (Mahir und Hani Seydo) im Jugendrat gewesen, sie alle setzten sich verstärkt für Integration und Toleranz ein, organisierten internationale Fußballturniere oder Konzerte gegen Rassismus.

Sirin rief in ihrer Amtszeit die Spielaktion für Flüchtlingskinder ins Leben. Ein Projekt, dass der heute 20-Jährigen sehr am Herzen liegt. Schließlich war sie vor 18 Jahren in einer ähnlichen Situation. Auch sie lebte mit ihrer Familie zunächst im Asylbewerberheim, kann sich noch daran erinnern, wie wichtig ein wenig Abwechslung in ihrem Alltag war und der soziale Kontakt zur Außenwelt. Daher setzte sie sich auch mit viel Elan für die Spielaktion ein, die durch ihre Anregung vom Jugendrat durchgeführt wurde.

Jede Woche besuchte sie als Ratsmitglied die Kinder in der Flüchtlingsunterkunft an der Wülfingstraße und nahm sie mit in die Funbox, wo sie sich nach Herzenslust austoben konnten. Ein Ehrenamt, das sie beenden musste, als sie nach ihrem Abitur im Sommer 2015, fürs Studium zur Grundschullehrerin nach Bielefeld zog. "Am Anfang hatte ich große Angst, dass die Spielaktion beendet würde." Sie fragte nach, ob sich nach ihr Freiwillige gefunden hatten, die das Angebot für die Kinder Aufrecht erhielten. "Ich habe mich mega gefreut, als ich dann kürzlich erfuhr, dass auch der neue Jugendrat die Spielaktion weiterführt." Ein Projekt, das nicht nur unter Seydo sondern dauerhaft läuft: ein großer Erfolg. Über die Auszeichnung habe sie sich sehr gefreut, erzählt die 20-Jährige: "Ich hatte gar nicht mit dem Preis gerechnet, aber ich habe mich sehr darüber gefreut und es war schön, Anerkennung zu bekommen. Eine Auszeichnung, die motiviert. Für mich rundet die Auszeichnung meine Zeit in Remscheid wunderbar ab."

Vom ehemaligen Flüchtlingskind zur engagierten jungen Frau: Eine Lehramtsstudentin, die seit März dieses Jahres auch Patin eines Flüchtlingskindes in Bielefeld ist. Der Umzug in die neue Stadt war für Sirin Seydo kein Grund ihr Engagement zurückzufahren, im Gegenteil: "Für mich geht es gar nicht ohne Ehrenamt. Ich hätte gerne in Remscheid weitergemacht, aber mein Studium hat mich nun nach Bielefeld geführt, wo ich aber weiter anknüpfen möchte." Als Patin betreut sie ein Flüchtlingskind, unternimmt viel mit ihm, führt es in die deutsche Kultur ein. "Mir ist es wichtig, meinem Patenkind auch die kulturelle Vielfalt zu zeigen und mit den Jugendzentren vertraut zu machen." Auch Sirin nutzte als Kind die Remscheider Jugendzentren, besuchte regelmäßig die Kraftstation. Darüber hinaus ist sie auch politisch aktiv, engagiert sich in einer Hochschulgruppe der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und in der Fachschaft für Lehramt an ihrer Universität. "Die Zeit im Jugendrat hat mir sehr viel gebracht", sagt Sirin. "Das merke ich auch jetzt in der Gewerkschaft und Fachschaft. Man geht Projekte ganz anders an, weitsichtiger." Ehrenamt, sagt sie, könne sie jeden nur empfehlen: "Es bereichert einen und hat mir nur Vorteile gebracht, sowohl persönlich als auch beruflich. Ohne Ehrenamt will ich gar nicht mehr sein."

Serie In loser Folge werden alle Preisträger des Wettbewerbs "Stark! Ausgezeichnet! Jugend engagiert in Remscheid" vorgestellt