Rhein-Kreis Neuss Landwirte nach Preisverfall unter Druck

Rhein-Kreis Neuss · Erdbeer- und Spargelbauern zufrieden, Obstbauern leiden unter dem Preisverfall nach dem Importstopp Russlands. Die Rübenernte lässt Gutes erwarten, doch Sturm- und Hagelschäden bereiten Getreideproduzenten vielfach Sorgen.

 Die Getreideernte war gut, nicht aber immer die Qualität. Ein Grund: Sturm und Hagel.

Die Getreideernte war gut, nicht aber immer die Qualität. Ein Grund: Sturm und Hagel.

Foto: R.Matzerath

Das bevorstehende Erntedankfest gibt Anlass, eine erste Bilanz zu ziehen unter den Landwirten. Das Jahr hat gezeigt, was auch das Brauchtum vermitteln will: Ein guter Ertrag liegt nicht allein in der Hand des Menschen. Ein überraschend warmer Frühling, dann aber die Schäden durch den Pfingststurm "Ela" und ein verregneter Sommer stehen 2014 beispielhaft für die nicht planbaren Witterungseinflüsse auf die Landwirtschaft. Pauschal von einem Ernteausfall zu sprechen, wäre aber dennoch zu einfach.

Im April jubelten noch die Erdbeerbauern, manche eröffneten ihre Verkaufsstände so früh wie nie. Der milde - quasi ausgefallene - Winter sorgte dafür, dass in den Gewächshäusern die ersten Pflanzen schon im Februar blühten, zu Ostern waren die Pflücker auch auf den Feldern im Einsatz. "Es folgten allerdings erhebliche Regenfälle, was den Ertrag im Laufe der Saison wieder schmälerte", sagt Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt.

Zufrieden sein dürften die Spargelbauern über eine "gute und lange Saison", so der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach. Die anhaltenden schwierigen Witterungsverhältnisse setzten die Getreidebauern unter Druck: Sie mussten im Juli und August mehr Ernte einfahren als gewünscht. "Sturm und Hagelschläge haben teilweise die Pflanzen beschädigt, so dass das Getreide schnell abgeerntet werden musste", erklärt Wappenschmidt. So könnte man mit der Ertragsmenge an sich zufrieden sein, aber schlechtere Qualität ließ sich mehr als sonst nur noch als Tierfutter verkaufen. "Die Versorgung war mehr als ausreichend, was wiederum zu einem Preisverfall bei Brot- und Futtergetreide geführt hat", so der Kreislandwirt.

Getreide für die Nahrungsmittelindustrie wird zurzeit mit rund 15 Euro je Dezitonne (100 kg) gehandelt. Im Vorjahr lag der Preis noch zwischen 18 und 20 Euro, der für das Futtergetreide bewegt sich stets zwei Euro darunter. "Im Umkehrschluss profitieren von den günstigen Einkaufspreisen unsere Viehbetriebe", so der Kreislandwirt.

Mit Einbußen müssen die Bauern auch bei Raps und Kartoffeln umgehen, die im September gestartete Zuckerrübenernte hingegen verspricht Gutes. "Wir gehen von Spitzenerträgen aus. Die Ernte geht länger als üblich, und die Fabriken könnten bis Januar beliefert werden", sagt Wappenschmidt. Das unterstreicht der Rheinische Rübenbauer-Verband (RRV): Insbesondere der frühe Saattermin im März und die feuchtmilde Witterung im Juli und August hätten das Rübenwachstum gefördert, heißt es. Der Verband rechnet mit 80 Tonnen je Hektar und einer Ertragsteigerung von fünf Prozent.

Ein gutes Jahresergebnis wird ebenfalls bei den Äpfeln erwartet. Aber auch diese Branchen leiden unter dem allgemeinen Preisverfall auf dem Weltmarkt, der unter anderem durch den Importstopp Russlands für Waren aus der Europäischen Union begründet ist. Spürbar ist der russische Boykott vor allem im Obst- und Gemüsemarkt.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort