Die junge Frau — auf früheren Jahrmärkten wäre sie wohl als "Schlangenmensch" präsentiert worden — faltet, dreht und beugt sich, dass dem Publikum der Atem stockt. Diese artistische Perfektion ist nicht angeboren, sondern Ergebnis eines harten Trainings, unter anderem mit den Weltbesten ihres Fachs aus dem Cirque Du Soleil. Die Mühe zahlt sich aus, nicht nur im Apollo, wo es Riesen-Applaus gibt, sondern auch durch eine nicht alltägliche Einladung: Jordan McKnight ist in diesem Jahr zum berühmten Zirkusfestival in Monaco geladen.

Bis zum 5. Juli ist die Amerikanerin aber zunächst noch am Rhein zu Gast. "Tulpen aus Amsterdam" heißt die Show im Apollo-Varieté, inspiriert von der niederländischen Metropole mit ihrer Internationalität, mit Ungezwungenheit und einem Leben mit wenig Konventionen. Comedian Raymond Hopeman führt mit holländischem Charme durch ein Programm, das sicher zu den spektakulärsten und gleichzeitig unterhaltsamsten der letzten Jahre gehört.

John Young gibt den Nerd, tapst erst wie der junge Woody Allen über die Bühne — und zeigt dann die tollsten Figuren am Chinesischen Mast. Justin Case ist nicht nur Fahrrad-Artist, sondern auch ein komödiantisches Talent. Anne-Marie Poirer und Rosalie Beauchamp bezaubern mit einfallsreicher Luftakrobatik, Rustom Tsogikov mit einem Tango am Tuch der Strapaten, Mandy Mercedes mit einer Jonglage, bei der sie mit Händen und Füßen Teppiche fliegen lässt.

Apropos Jonglage: Wer glaubt, davon schon alles gesehen zu haben, sollte erst einmal den Auftritt des Duos "Strahlemann & Söhne" abwarten: Pat Fabio und Gordon Leif haben natürlich das perfekte Zusammenspiel beim Jonglieren mit Keulen und Ringen drauf. Schon gesehen? Vielleicht. Und wie ist das, wenn die Jongleure dabei nicht nur die Keulen kreisen lassen, sondern auch noch ihr komplettes Outfit wechseln und am Ende in der Kleidung des Partners auf der Bühne stehen? Ein bisschen verrückt — eben wie das Leben in Amsterdam.