Rhein-Kreis Neuss Neue Messstelle für Fluglärm in Kaarst

Kaarst · Die Veröffentlichung der Messergebnisse auf der Internetseite des Flughafens ist aus Sicht der Stadt nicht aktuell genug. Deshalb sammelt Kaarst jetzt eigene Daten. Fluglärmgegner werfen dem Verkehrsminister derweil Untätigkeit vor.

 Vor allem die Bürger im Kaarster Norden leiden unter dem Lärm startender und landender Flieger.

Vor allem die Bürger im Kaarster Norden leiden unter dem Lärm startender und landender Flieger.

Foto: Ulrich Schütz

Wie belastend ist der vom Düsseldorfer Flughafen ausgehende Fluglärm tatsächlich für die Kaarster? Um das herauszufinden, hat die Stadt jetzt eine eigene Fluglärm-Messstation in Betrieb genommen. Zwar sind die Flughäfen in Deutschland gesetzlich dazu verpflichtet, auf dem Flughafengelände und in dessen Umgebung selbst Messstellen zu betreiben. Die Veröffentlichung der Messergebnisse auf der Internetseite der Flughafen Düsseldorf GmbH erfolge aber nicht zeitnah, sondern meist mit einer Verspätung von drei bis fünf Monaten, heißt es vonseiten der Verwaltung. Dadurch könnten Bürger und die in Kaarst bestehenden Fluglärminitiativen nicht unmittelbar auf die durch Fluglärm verursachten Lärmbelästigungen mit entsprechenden Nachweisen reagieren.

Die Messwerte der Kaarster Messstation werden in Kooperation mit dem Verein "Deutscher Fluglärmdienst" (DFLD) im Internet unter der Adresse http://dfld.de/Mess.php?R=4&S=23 veröffentlicht. Der DFLD ist eine Initiative aus der Region um den Frankfurter Flughafen. Zweck des Vereins ist die Beratung von Fluglärmgeschädigten sowie die Erstellung, Sammlung und Weitergabe von Informationen zum Thema Fluglärm. Neben den aktuellen Lärmmesswerten können dort auch Tages- und Monatsstatistiken sowie Flugverläufe eingesehen und Fluglärm-Beschwerden abgegeben werden.

Die Messstation der Stadt Kaarst ist seit dem 14. November in Betrieb. Der Standort, heißt es, befinde sich in einer ruhigen Wohngegend - an der Pumpstation Kampstraße, Gladiolenweg -, von dem aus alle Flugrouten, die das Gebiet der Stadt Kaarst beeinflussen, erfasst werden können. Störgeräusche soll es dort allenfalls von Rasenmähern und vorbeifahrenden Autos.

Derweil hat sich der Verein "Kaarster gegen Fluglärm" erneut per Brief bei Michael Groschek gemeldet. Die Kaarster Fluglärmgegner werfen dem NRW-Verkehrsminister Untätigkeit gegen die "permanenten Verstöße des Flughafens Düsseldorf gegen die Nachtruhe" vor. Vor einigen Wochen hatte sich der Verein im Namen von 817 Kaar-stern an Groschek gewandt und darüber informiert, dass die Zahl der in den Nachtstunden verspätet landenden Flugzeuge 2014 extrem zugenommen habe. In jedem Monat seit Mai, hieß es in dem damaligen Schreiben, habe es mehr als 1100 Flugbewegungen nach 22 Uhr gegeben, davon circa 150 nach 23 Uhr. "Wir haben den Eindruck, dass der Flugplan Makulatur ist und die Fluggesellschaften ihre Landezeiten frei nach betriebswirtschaftlichen Erwägungen gestalten und Ihr Ministerium dagegen nichts unternimmt", so die Fluglärmgegner weiter.

Die Antwort des Ministeriums, sagt der Vorsitzende der "Kaarster gegen Fluglärm", Werner Kindsmüller, bestätige nun leider die Vermutungen, dass die Aufsichtsbehörde den permanenten Verstößen gegen die Nachtruhe untätig zusehe. In dem Brief des zuständigen Referatsleiters wird auf die Zuständigkeit des Bundes verwiesen. "Damit wäscht man seine Hände in Unschuld", sagt Kindsmüller. "Die Frage, wie man sicherstellen wolle, dass der Flugplan des Flughafens so gestaltet wird, dass Überschreitungen im bisherigen Ausmaß künftig nicht mehr vorkommen, wird auf die angeblich erfolgreiche Arbeit des 2005 eingerichteten ,Slot Performance Monitoring Comitees' verwiesen. Offenkundig war diese Arbeit nicht besonders erfolgreich. Anders ist es nicht zu erklären, dass noch nie in einem Jahr so viele Starts und Landungen nach 22 Uhr die Nachtruhe der Anwohner gestört habe, wie im Jahre 2014."

(NGZ)
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