Handball Beim Neusser HV darf bloß keiner ausfallen

Neuss · Mit neuen Strukturen und einem leistungsstarken, aber zahlenmäßig kleinen Kader will sich der NHV in der 3. Handball-Liga festsetzen

 Die Buswerbung ist gleich geblieben, das Saisonziel auch, nur der Kader des Neusser HV hat viele neue Gesichter bekommen. Mit ihnen will Trainer René Witte in der am 29. August beginnenden Drittliga-Saison "so schnell wie möglich die 25 zum Klassenerhalt nötigen Punkte" holen.

Die Buswerbung ist gleich geblieben, das Saisonziel auch, nur der Kader des Neusser HV hat viele neue Gesichter bekommen. Mit ihnen will Trainer René Witte in der am 29. August beginnenden Drittliga-Saison "so schnell wie möglich die 25 zum Klassenerhalt nötigen Punkte" holen.

Foto: A. Woitschützke

Das Porträt von Simon Schlösser ziert weiterhin den "Handball-Bus" der Stadtwerke Neuss. Doch zusammen mit seinem Bruder Lukas zieht es den Bald-22-Jährigen ab Oktober für ein halbes Jahr nach Australien.

Trotzdem hat der Mittelmann des Neusser HV die gesamte Saisonvorbereitung des Handball-Drittligisten mitgemacht, fährt auch morgen mit ins Trainingslager ins ostfriesische Aurich, in dem René Witte neben dem bei solchen Gelegenheiten obligatorischen Teambuilding vor allem an der Abwehrarbeit feilen will.

Haben sich die Schlösser-Brüder erst einmal auf dem fünften Kontinent etabliert, stehen dem Neusser Trainer nur noch neun Feldspieler und zwei noch dazu mit 21 Jahren blutjunge Torhüter zur Verfügung. "Wir gehen in dieser Beziehung ein hohes Risiko", sagt Witte, "unser Kader ist zwar leistungsmäßig stark aber zahlenmäßig klein." Das weiß auch Thomas Koblenzer. Der Steuerrechtler mit eigener Kanzlei in Düsseldorf und Zürich und einer Gastprofessur an der Universität Siegen ist seit zwei Monaten Geschäftsführer der neuen "nhv1 Spielbetriebs- und Marketing GmbH" mit Sitz in Neuss. "Wenn alle Spieler gesund bleiben, werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben", ist der 46-Jährige überzeugt, der aus dem siegerländischen Ferndorf stammt.

Was für ihn neben der Tatsache, dass seine Kinder das NHV-Trikot tragen, als Begründung ausreicht, sich im Handball zu engagieren: "Dort gibt es nämlich nichts anderes." Das sieht in seiner Wahlheimat anders aus: "Im Rhein-Kreis konkurrieren wir im Sponsoring nicht nur mit jeder Menge anderer Sportarten, sondern auch mit zwei Handball-Klubs, die größere Tradition und ein höheres Leistungsvermögen haben als wir." Noch, setzt Koblenzer gedanklich hinzu, denn sein Ziel ist es, "den Handball in Neuss dauerhaft auf gehobenem Niveau zu etablieren." Das geht freilich nur stückweise: "Bei uns machen das alle nebenbei", verweist er auf entscheidende Unterschiede zu anderen Vereinen auch in der Dritten Liga, "wir gehen deshalb wieder mit dem kleinsten Etat an den Start."

Dem auch der Mini-Kader geschuldet ist, mit dem Witte zunächst einmal auskommen muss. Der macht freilich kein Hehl daraus, "dass wir noch gerne ein, zwei Spieler verpflichten würden." Die sollen allerdings keine Bankdrücker sei: "Ich möchte keine unzufriedenen Spieler im Kader haben", stellt der Trainer klar. Das war auch ein Grund für den radikalen Schnitt am Ende der vergangenen Saison, nach der sich der NHV von acht Akteuren trennte, von denen der größte Teil in der Rückrunde meist auf der Bank saß. Den zweiten Grund setzt Witte gerade in der seit dem 21. Juli laufenden zweiten Phase der Vorbereitung auf die am 29. August mit dem Gastspiel beim Leichlinger TV startende Saison um: "Wir mussten die Trainingsintensität erhöhen, mit drei Einheiten in der Woche waren wir nicht mehr konkurrenzfähig." Zur Zeit wird täglich trainiert, in der Meisterschaft steht künftig vier Mal Mannschafts- und zwei Mal Krafttraining auf dem Plan. "Darauf haben wir den neuen Kader zugeschnitten", wirbt Witte um Verständnis dafür, dass etliche "Aufstiegshelden" dem Ausdünnen zum Opfer fielen.

Dass sich die Fans erst mit den "Neuen" identifizieren müssen, ist Witte und Koblenzer klar. "Am besten geht das, wenn wir attraktiven Handball spielen", sagt der Trainer, "am allerbesten geht das, wenn wir Erfolg haben", sagt der Geschäftsführer. Der träumt von einer "Handball-Euphorie in der Quirinusstadt" - die allerdings nicht so leicht zu entfachen sein dürfte wie im nur 4500 Einwohner starken Ferndorf.

(NGZ)
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