Radsport Das Rennen der harten Kerle

Radsport · Fünf Kilometer vor dem Ziel der Tour de France stürzte Danilo Hondo schwer, musste mit 15 Stichen genäht werden. Trotzdem wird der Vorjahreszweite heute bei der Tour de Neuss ebenso an der Startlinie stehen wie Alessandro Petacchi, der sich vor drei Wochen die Rippe brach

Radsport: Das Rennen der harten Kerle
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Gestern abend musste Stephan Hilgers noch eine von ungezählten Aufgaben erledigen, damit die elfte Auflage der Tour de Neuss heute möglichst reibungslos über die Bühne gehen kann: Strohballen besorgen, um die vier scharfen Kurven des Rundkurses mit Start und Ziel auf der Kaiser-Friedrich-Straße abzupolstern. "Wir wollen ja nicht, dass den Fahrern 'was passiert", sagt der Vorsitzende des Neusser Radfahrervereins.

Zwei der 56 für das Eliterennen über 81 Runden mit insgesamt 324 Kurven gemeldeten Fahrer werden ihm diese Vorsichtsmaßnahme besonders danken. Denn Danilo Hondo (37) und Alessandro Petacchi (38) haben mit Stürzen in den vergangenen Tagen unangenehme Erfahrungen gemacht. Hondo, im Vorjahr knapp geschlagener Zweiter der Tour de Neuss, kam am Sonntag fünf Kilometer vor dem Ziel der Tour de France so schwer zu Fall, dass seine Verletzungen im Gesicht und am Rücken mit 15 Stichen genäht werden mussten.

Trotzdem wird er heute um 19.15 Uhr an der Startlinie stehen, ebenso wie Alessandro Petacchi, sein Teamkollege beim Team Lampre. Der italienische Altmeister der Sprinter stürzte auf der elften Tour-Etappe bei der Abfahrt vom Col des Croix de Fer, brach sich eine Rippe und gab einen Tag später auf. "Beide kommen, sie haben mir heute ausdrücklich versichert, dass ihrem Start nichts im Wege steht", wusste gestern Abend Andreas Kappes, der Sportliche Leiter der Tour de Neuss, nach Telefonaten mit Petacchi und Hondo zu berichten.

Im Gespann dürfte das Duo vom Team Lampre nur schwer zu schlagen sein, zumal Hondo als ausgezeichneter "Anfahrer" für den italienischen Sprintspezialisten gilt. Da sind auf den 81 Kilometern interessante taktische Spielchen zu erwarten, denn die Chance für die anderen Fahrer liegt darin, eine Spurtentscheidung zu verhindern. In die könnten am ehesten noch Gerald Ciolek (Omega Pharma-Quick Step), der Neuss-Sieger von 2008, und Lokalmatador Joachim Tolles (Team HED by Staps), 2009 Vierter, eingreifen.

Alle anderen, vor allem die direkt aus der Tour de France kommenden Christian Knees (Team Sky), Dominik Nerz (Team Liquigas) und Patrick Gretsch (Team Argos-Shimano), aber auch der amtierende Deutsche Straßenmeister Fabian Wegmann (Team Garmin-Sharp), der 2007 in Neuss gewann, oder die Tour de France-erfahrenen Grischa Niermann und Paul Martens (beide Team Rabobank) werden versuchen, das Tempo entsprechend hoch zu halten, um die Sprinter zu zermürben. Die Zuschauer sollten da auf ihre Kosten kommen — zumal bei den Wetterprognosen.

(NGZ/url)
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