Lokalsport Radsportboom schon vor Tour de France

Büttgen · Eigentlich soll die Durchfahrt der Tour de France dem Radsport hierzulande den großen Boom bescheren. Der VfR Büttgen freut sich schon ein Vierteljahr vor dem Grand Départ über ungeahnten Zulauf bei Kindern und Jugendlichen.

Wenn Anfang Juli die Helden der Landstraße durch den Rhein-Kreis rollen, schleppen sie einiges an Ballast mit sich herum. Denn die Erwartungen, die sich an den Grand Départ der Tour de France knüpfen, sind groß. Die Bürgermeister der Durchfahrtsorte - im Rhein-Kreis sind dies am 2. Juli Meerbusch, Neuss, Kaarst und Korschenbroich - versprechen sich, neben dem Unterhaltungswert für ihre Bürger, schöne Fernsehbilder und damit eine Steigerung des Bekanntheitsgrads ihrer Kommune.

Der Sport im Allgemeinen hofft auf erhöhte Aufmerksamkeit, damit wenigstens mal ein paar Tage im Jahr etwas anderes als Fußball die Bildschirme und Zeitungsseiten füllt. Und der Radsport im Speziellen hegt Hoffnung auf einen Boom, wie ihn vor anderthalb Jahrzehnten die Zabels, Ullrichs und Co. auslösten - diesmal einen ohne üble Nachwehen allerdings.

Beim VfR Büttgen wollten sie so lange nicht warten. Die einstige Vorzeige-Talentschmiede im Radsportdorf hat nach zwei, drei Jahren der Flaute wieder einen ganzen "Stall" voll Nachwuchsfahrer, die in den neugestylten, doch nach wie vor im traditionellen Gelb-schwarz gehaltenen Trikots an den Start gehen. "Einundzwanzig", hat der neue Jugendwart Klaus Schmidt nachgezählt. Alleine neun Kinder und Jugendliche sind in diesem Winter zur Trainingsgruppe dazugestoßen. "Damit sind wir in Nordrhein-Westfalen wieder an der Spitze", sagt Schmidt. Er führt den "extrem guten Zulauf" auf "neue Strukturen und neue Personen, die sich um den Radsport kümmern", zurück.

Dazu gehört nicht nur er selbst. Auch das Trainerteam hat sich nach dem Weggang von Hans-Peter Nilges neu aufgestellt. Oliver Dercks heißt der neue Cheftrainer, unterstützt wird er von Andreas Dreis, Tom Gref und auf der Bahn vom ebenso unverwüstlichen wie unverzichtbaren Viktor Hamann.

Um das Athletiktraining kümmert sich Lars Witte, der selbst noch im U23-Bereich aktiv fährt. Der 20-Jährige hat bald alle Hände voll zu tun, denn am Samstag wurde er zum neuen Abteilungsleiter Radsport gewählt. "Ich finde es toll, dass sich so ein junger Mann der Verantwortung stellt", sagt Friedhelm Kirchhartz. Die "graue Eminenz" des Büttgener Radsports, vor wenigen Wochen vom Vorstandsposten der NEW in den Ruhestand verabschiedet, möchte sein Mehr an Freizeit zwar gerne dem Radsport widmen - "aber nicht in offizieller Funktion." Deshalb freut er sich, dass in Lars Witte und seinem "Vize" Andreas Beikirch nun zwei aktive beziehungsweise ehemalige Fahrer die Abteilung führen. "Der Unterbau ist da, jetzt wollen wir den VfR Büttgen wieder zu dem machen, was er einmal in Sachen Radsport war", kündigt Klaus Schmidt an.

Zum Beispiel zu einem Verein, der in Udo Hempel, Günther Schumacher und Nils Schomber drei Olympia-Teilnehmer hervorgebracht hat. Alle drei sind dem VfR immer noch verbunden - so sehr, dass Nils Schomber Bahnrad-Bundestrainer Sven Meyer gebeten hat, ihn für das letzte April-Wochenende von anderen Verpflichtungen freizustellen, damit er auf seiner Heimatbahn fahren kann. Am 30. April steht im Sportforum nämlich zum 38. Mal der "Spurt in den Mai" auf dem Programm. "Dass Nils schon zugesagt hat, ist eine tolle Sache", sagt Kirchhartz, "um ihn herum bauen wir jetzt das Feld für das Zweier-Mannschaftsfahren zusammen." Am 30. April und tags darauf bei der 55. Auflage des Straßenrennens soll auch kräftig für die Tour de France geworben werden. Schließlich sind 21 Nachwuchsfahrer eine schöne Zahl. "Aber wir haben noch Luft nach oben", sagt Klaus Schmidt.

(NGZ)
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