Rhein-Kreis Neuss Teilzeitausbildung hilft Müttern beim Berufsstart

Neuss · Karriere machen und Zeit für die Kinder haben? Die Teilzeitausbildung macht's möglich. Das Kolping Bildungswerk fördert das Modell.

 Manuela Fohrmann (35), Mutter von vier Kindern, lernt im St. Hubertusstift in Neuss den Beruf der Hauswirtschafterin.

Manuela Fohrmann (35), Mutter von vier Kindern, lernt im St. Hubertusstift in Neuss den Beruf der Hauswirtschafterin.

Foto: Andreas Woitschützke

Butterbrote schmieren, Küche sauber machen, Wäsche waschen - Aufgaben, die eine vierfache Mutter kaum noch lernen muss. Für Manuela Fohrmann gehört diese Arbeit dennoch zum Teil ihrer Ausbildung. Die 35-Jährige lernt im St. Hubertusstift in Neuss den Beruf der Hauswirtschafterin. Für sie ist es die erste Ausbildung - und sie absolviert sie in Teilzeit, um Familie und Beruf vereinen zu können.

Die klassische Zielgruppe bilden Frauen, bei denen die Familiengründung vor der Berufsausbildung stattgefunden hat. "Dies zieht sich durch alle sozialen Schichten und Bildungsgruppen. Ihr Vorteil ist, dass sie bereits durch ihre eigene Familie soziale Kompetenzen erworben haben, die ein Berufsanfänger nicht mitbringt", sagt Angelika Königs von der Agentur für Arbeit Mönchengladbach/Neuss. Die Ausbildung in Teilzeit soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen, ebenso dem Fachkräftemangel entgegenwirken. "Besonderer Bedarf besteht in der Altenpflege und dem Nahrungsmittelhandwerk wie Bäckereien oder Fleischereien", so Königs. Grundsätzlich ist eine Teilzeitausbildung in jeder Branche und in jedem Unternehmen möglich. "Die Betriebe schließen einen üblichen Ausbildungsvertrag ab, aber mit einer reduzierten Wochenstundenarbeitszeit", erklärt Elke Peggen von der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein. Bei 30 Stunden die Woche müsse die allgemeine Ausbildungsdauer nicht verlängert werden, so die IHK-Beraterin, darunter sei es allerdings empfehlenswert. Der Lohn allerdings müsse gerechterweise der verringerten Arbeitszeit angepasst sein. Auch während einer regulären Ausbildung lässt sich ein Vertrag auf Teilzeit umschreiben.

Das Modell der Teilzeitberufsausbildung ist nicht gänzlich neu, aber bisher kaum bekannt. Das Kolping Bildungswerk Neuss praktiziert seit 2011 ein Projekt dafür. "Zum Inhalt gehört zunächst eine Vorbereitungsphase mit Unterrichtsmodulen, in denen die Teilnehmer unter anderem PC-Kenntnisse vermittelt bekommen", erklärt Karin Lange. Es folgen zwei Praktika zu je vier Wochen. Das Kolping Bildungswerk betreut inzwischen 20 Menschen auf dem Weg in die Teilzeitberufsausbildung.

Manuela Fohrmann wurde ebenfalls darüber an das St. Hubertusstift vermittelt. Die Mutter von vier Kindern im Alter von vier, neun, 16 und 18 Jahren holte ihren Realschulabschluss an der Abendschule nach. Ihr Tag beginnt stressig und geht genauso weiter: "Bis sieben Uhr müssen meine Kinder für die Schule oder den Kindergarten fertig sein, nach der Arbeit hole ich sie wieder ab", sagt die 35-Jährige. Zwei Tage in der Woche geht sie auf die Berufsschule, drei Tage ins Hubertusstift. Zu ihrem Job gehört auch Wochenenddienst. Dann passen die älteste Tochter, die Großmutter oder Freunde auf die Kinder auf.

(NGZ)
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