Alpen Als Praktikant im Berliner Bundestag

Alpen · Tim Rademacher aus Veen, Schüler des Mercator-Berufskollegs, erlebte im Büro von Sabine Weiss spannende Wochen.

 Tim Rademacher (dritter von rechts) mit der Bundestagsabgeordneten Sabine Weiss und ihrem Team. Zwei Wochen war er Praktikant im Büro der Abgeordneten.

Tim Rademacher (dritter von rechts) mit der Bundestagsabgeordneten Sabine Weiss und ihrem Team. Zwei Wochen war er Praktikant im Büro der Abgeordneten.

Foto: Weiss

Tim Rademacher (17) aus Veen ist für zwei Wochen ausgezogen nach Berlin und hat ein Praktikum absolviert. Im Büro der CDU-Bundestagsabgeordneten Sabine Weiss aus Dinslaken. Nach der Schule will der Schüler am Mercator-Berufskolleg dann doch "lieber eine Lehre im Bereich Verwaltung" angehen. Nicht, weil's im Hinterzimmer des Deutschen Bundestages nicht gefallen hat. Im Gegenteil. Aber Politiker ist nun mal kein Ausbildungsberuf. Dennoch. Der Blick hinter die Kulissen hat den jungen Mann, der sich Alpen in der Jungen Union engagiert, persönlich durchaus ein Stückchen weiter gebracht. Beeindruckt hat ihn, wie viel Politiker arbeiten müssen, obwohl im Plenarsaal mit dem Bundesadler oft so viele blaue Sessel leer bleiben. "Die Terminhetze ist schon groß", hat der 17-Jährige festgestellt.

Die CDU-Nachwuchskraft hat die Abgeordnete Ende vorigen Jahres beim Familienfest der Partei auf der Bönninghardt getroffen. Da habe er die "Sabine", wie der die Abgeordnete freundschaftlich auf die Möglichkeit, in ihrem Büro ein Praktikum zu machen, angesprochen. Und Sabine - "ein netter, recht lockerer Mensch" - hat ja gesagt. Er habe sich ordentlich beworben. Dann sei die Zusage gekommen.

Da er noch keine 18 Jahre alt ist, hat ihn seine Mutter Juliane in die Bundeshauptstadt begleitet, wo sie sich nach der Anreise mit dem Intercity für die 14 Tage in einem Hotel einquartiert haben. Der erste Eindruck von der Praktikumsstelle dort: "Ich hatte mir nicht vorgestellt, wie groß der Bundestag eigentlich ist. Die Führung hat mehr als zwei Stunden gedauert", so der junge Mann, der im Veener Außenbereich auf einem ehemaligen Bauernhof lebt.

Sabine Weiss, Vize-Chefin der CDU-Bundestagsfraktion, kam erst in der zweiten Praktikumswoche an ihren Arbeitsplatz in Berlin. "Es war keine Sitzungswoche. Da war sie in ihrem Wahlkreis am Niederrhein", erzählt Timo. Doch ihr Mitarbeiter-Team hätte ihn toll aufgenommen, und sei ihm auf Agenhöhe begegnet.

Sein Arbeitsplatz sei in einer kleinen Bibliothek gewesen. Hier habe er mit anderen Praktikanten für die Abgeordnete "Recherchen angestellt" - zum Beispiel über die Hintergründe für den niedrigen Milchpreis und wie die EU darüber denkt. Davon habe auch er profitiert: "Ich kann jetzt bei einigen Sachen wie bei der Milch besser mitreden als vorher." Natürlich habe er sich auch Debatten Plenum ansehen können, zum Beispiel über das Gesetz zum Schutz von Frauen gegen sexuelle Übergriffe. Er habe Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) reden gehört, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen habe für eine Abstimmung kurz reingeschaut. Wie auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Und auf den weiten Fluren sei er der schillernden Claudia Roth von den Grünen über den Weg gelaufen.

Aber beeindruckt habe ihn besonders, das enorme Arbeitspensum, das Sabine Weiss wie die anderen Abgeordneten leisten müssten. "Sie müssen sich zu unterschiedlichsten Themen viel Hintergrundwissen aneignen, oft jagt eine Sitzung die andere. Pausenlos", so der 17-Jährige. Das könne er jetzt aus eigener Anschauung denen erzählen, die die leeren Stühle bei Debatten im Fernsehen sehen, meckern und die ketzerische Frage stellen: "Wofür werden die eigentlich bezahlt?"

Und er habe gestaunt, "mit welch freundlicher Herzlichkeit" Mentorin Sabine Weiss, den Leuten begegnet sei, "auch wenn sie wie nach dem Brexit noch so viel Stress hatte." Die "Politikerin zum Anfassen" habe sich gekümmert, sich Zeit genommen, auch mal über Privates gesprochen. "Wir haben uns sehr gut verstanden. Ich habe mich wohlgefühlt in Berlin", sagt der Praktikant.

Auch nach Feierabend. Da hat er mit seiner Mutter - "in der Regel zu Fuß" - die Stadt erkundet. "Die Kollegen im Büro haben uns mit vielen Insidertipps versorgt", so Timo Rademacher. Besonders gut gefallen haben den beiden die Kneipenbesuche, wo Kabarettisten improvisierte Programme auf Szene-Bühnen gebracht haben. Und während der Fußball-EM sei selbstverständlich die Fan-Meile am Brandenburger Tor zwei Mal ein Muss gewesen.

Nur eines habe leider nicht geklappt. Der Besuch als Zuschauer im ZDF-Studio bei der Livesendung zum Polit-Talk mit Maybrit Illner über den Brexit.

Doch das trübt die Gesamtbilanz des jungen Mannes, der in Veen die Messdiener betreut, nach zwei Wochen Weltstadt nicht: "Ein tolles Erlebnis."

(RP)
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