Solingen Spenden-Säckchen für Nepal

Solingen · Der kleine Stoffbeutel, der mit Reis und Bohnen gefüllt ist, wird gegen eine Spende abgegeben - und enthält gleichzeitig eine Einladung und ein Versprechen.

In dem bunten Säckchen, genäht aus Stoffresten, stecken Reis und Bohnen für zwei Personen und ein Rezept für die Zubereitung. Doch der kleine Beutel birgt noch mehr: Die Einladung, einen Tag bescheidener zu leben und das gesparte Geld zu spenden. Und das Versprechen, dass jeder Cent, der als Spende für die Beutelchen gesammelt wird, auf direktem Wege und ohne Abzüge in das von Erdbeben schwer gezeichnete Nepal geht.

"Wir wollten etwas für die Menschen in Nepal tun", erzählt Ulrike Comes. Beim gemeinsamen Abendessen mit einigen Mitgliedern der Fokolar-Bewegung hätten sie überlegt, wie sie helfen könnten. Dann fiel Comes, Lehrerin an der Gesamtschule Wupperstraße, der Reis ein, den sie mitgebracht hat, als sie aus Indien zurückkam, wo sie acht Jahre gelebt und gearbeitet hat.

"Meine Mutter und weitere Frauen von der Fokolar-Bewegung fingen dann an, etliche kleine Säckchen zu nähen, die mit dem Reis gegen eine Spende abgegeben werden sollten", erzählt Comes.

Die Idee kommt an: In der Gemeinde Heilig Kreuz stellt Comes die Aktion "Reis für Nepal" vor, erzählt im Gottesdienst von dem Land - und von ihrer ganz besonderen Beziehung dazu. Eine Woche lebte sie dort bei einer belgischen Freundin in Kathmandu, die mit einem Sherpa verheiratet ist und deren beiden Söhne ebenfalls Sherpas sind.

"Sie bieten normalerweise Trekking-Touren an und sind sofort nach dem Beben mit Rettungstrupps los, um Hilfsmittel in unzugängliche Regionen zu bringen. An sie schicken wir das Geld, das wir sammeln, sie verteilen es weiter." Viele, sagt die Solingerin, hätten die Aktion auf Anhieb toll gefunden und unterstützen wollen. Einige haben Stoffreste gebracht, Nachbarn sprachen sie an, um mitzuhelfen. Unterstützung fand die Lehrerin auch an ihrer Schule: Mit Schülern packt sie in Freistunden die kleinen Säckchen.

"Sie sind unheimlich interessiert und freuen sich, etwas tun zu können." Dies gilt auch für Lehrer, Schüler und Eltern an der Friedrich-Albert-Lange-Gesamtschule, die ebenfalls in das Projekt eingestiegen sind und ihrerseits Säckchen nähen und befüllen. "Man merkt, dass die Leute fast froh sind, die Möglichkeit zu haben, etwas zu tun. Diese Aktion weckt so ein bisschen das Gute in Jedem. Man kann mit einer Kleinigkeit helfen und so gleichzeitig den Blick auf das Ganze richten."

Mindestens 400 Säckchen sind bisher genäht und befüllt worden. Der Reis aus Indien ist längst aufgebraucht, Ulrike Comes hat in einem Asia-Laden 18 Kilo Nachschub besorgt.

"Der Spendenpegel liegt jetzt bei 1500 Euro", sagt Hermann Josef Dörpinghaus von der Fokolar-Bewegung.

Doch es soll auf jeden Fall noch mehr werden: "Viele Schüler, die ich unterrichte, wollen mithelfen. Zumindest was die Schule angeht, steht die Aktion also noch am Anfang", sagt Ulrike Comes.

Was mit dem Geld in Nepal am dringendsten angeschafft werden muss, diese Entscheidung überlassen die Organisatoren den Menschen vor Ort. "Die Familie berichtet uns über Facebook. Als Grundlage für den Wiederaufbau haben einige Organisationen dort nun begonnen, einfache, erdbeben- und blitzsichere Häuser hochzuziehen, die später ausgebaut werden können, jetzt jedoch vor dem nahenden Monsun erst einmal Schutz bieten."

(RP)
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