Kreis Viersen IHK rechnet mit deutlich steigenden Gütermengen

Kreis Viersen · Die IHK Mittlerer Niederrhein geht von deutlich mehr Güterverkehr bis 2030 aus als das Bundesverkehrsministerium. Sie dringt deshalb auf den Ausbau der Bahnstrecke Dülken—Kaldenkirchen

Kreis Viersen: IHK rechnet mit deutlich steigenden Gütermengen
Foto: siemes

Neue Zahlen zur Entwicklung des Güterverkehrs in den kommenden 15 Jahren hat die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein jetzt in Berlin Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr präsentiert. "Wir wollen bei Ihnen Verständnis dafür wecken, dass die niederländischen und belgischen Seehäfen für Deutschland insgesamt, aber vor allem für das Rheinland eine große Bedeutung haben", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. "Gleichzeitig steht die Region vor der großen Herausforderung, wachsende Transitverkehre bewältigen zu müssen." Ferlemann war einer Einladung der IHK-Initiative Rheinland gefolgt, um in Berlin mit einer Unternehmerdelegation und Bundestagsabgeordneten aus dem Rheinland über den Entwurf des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) zu diskutieren. "Wir wollen mit Ihnen nicht über Einzelprojekte diskutieren, uns geht es darum, das Rheinland insgesamt zu betrachten", erklärte Steinmetz. "Wir sehen für den Bundesverkehrswegeplan durchaus noch Verbesserungspotenzial."

Um diese Einschätzung zu untermauern, stellte Hans Königs von der IVV GmbH die Ergebnisse einer Analyse der Güterverkehrsentwicklung in den ZARA-Häfen (Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) vor: "Wir gehen von einer Zunahme des Güterumschlags der ZARA-Häfen von 2010 bis 2030 um 67 Prozent aus", sagte Königs. "Das bedeutet für das Jahr 2030 einen Gesamtumschlag von 1,240 Milliarden Tonnen." Der Containerumschlag wird der Analyse zufolge in diesem Zeitraum noch dramatischer steigen: um 157 Prozent auf 602 Millionen Tonnen im Jahr 2030. "Das Rheinland wird von diesem Trend besonders betroffen sein, denn die Hälfte des Transitverkehrs in unserer Region wird demnächst mit dem Güterumschlag in den Seehäfen jenseits der Grenze zu tun haben", erläuterte Königs.

 Gespräch in Berlin (v.l.): Staatssekretär Enak Ferlemann, Rainer Schäfer (Neuss Düsseldorfer Häfen) und Jürgen Steinmetz (IHK-Hauptgeschäftsführer).

Gespräch in Berlin (v.l.): Staatssekretär Enak Ferlemann, Rainer Schäfer (Neuss Düsseldorfer Häfen) und Jürgen Steinmetz (IHK-Hauptgeschäftsführer).

Foto: Spengenberg

Der Bundesverkehrswegeplan soll die Weichen dafür stellen, dass die Infrastruktur in den kommenden 15 Jahren so ausgebaut wird, dass die enorme Verkehrszunahme im Rheinland gemeistert werden kann. "Die Zahlen, die dem BVWP zugrunde gelegt wurden, stimmen allerdings nicht mit den tatsächlich von uns ermittelten Wachstumsraten überein", sagte Königs. Einerseits gehe die Prognose des Ministeriums von zu niedrigen Werten für das Basisjahr 2010 aus. Andererseits seien die veranschlagten Wachstumsraten zu gering. "Beispielsweise geht das Ministerium für die Häfen Rotterdam und Antwerpen von einem deutschlandrelevanten Güterumschlag von 177 Millionen Tonnen im Jahr 2030 aus, unsere Analyse zeigt, dass mit 260 Millionen Tonnen zu rechnen ist", so Königs. Die Verkehrsmengen von und zu den Häfen würden kontinuierlich unterschätzt, die Prognosen des Bundes führten zu unrealistischen Einschätzungen. "Das hat Folgen für die Projektpriorisierung und für die Mittelvergabe für wichtige Infrastrukturvorhaben", so Königs. Allard Castelein, President-Directeur (CEO), Havenbedrijf Rotterdam N.V., appellierte an die Politik, Flaschenhälse zu beseitigen: "Wir sind froh, dass das dritte Gleis der Betuwe-Linie zwischen Emmerich und Duisburg fest disponiert ist, aber wir machen uns ehrlich gesagt Sorgen um das Tempo und die Umsetzung des Projekts." Ferlemann ging auch auf die seit Jahrzehnten kontrovers diskutierte Reaktivierung der Güterstrecke "Eiserner Rhein" ein. Diese Strecke sei als Entlastung der anderen Güterverkehrsstrecken von den Seehäfen ins Rheinland notwendig. Die historische Trasse, die zum Teil mitten durch Wohngebiete führe, sei nicht mehr umsetzbar und die Variante entlang der A52 zu teuer. "Aber es gibt einen dritten Weg: Die Variante über Venlo mit einem zweigleisigen Ausbau Kaldenkirchen-Dülken", so Ferlemann. "Damit verbinden wir Eindhoven mit Düsseldorf." Auf niederländischer und belgischer Seite gebe es viele Befürworter dieser Trasse. Auch das Land NRW stehe inzwischen dahinter.

(RP)
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