Wermelskirchen Cevikkollu mit "EmFatih" in der Katt

Wermelskirchen · So vielseitig kann Kabarett also sein: Da kommt der Kölner Kabarettist Fatih Çevikkollu munter auf die Bühne geschlendert, aus den Boxen dröhnt ein fetter Hip-Hop-Beat, und der Kabarettist lässt erst einmal einen ebenfalls recht fetten Rap ab. Dabei war das noch gar nicht mal Teil seines bereits fünften Programms, betitelt "EmFatih". Cevikkollu mag dabei das Spiel mit seinem Vornamen: "Ein Programm hieß 'Fatih unser' - das war aber kein religiöses Programm. Das hätte ich dann FatihKan oder FatihKalifat genannt, je nachdem, vor welchem Publikum ich das aufgeführt hätte." Da sei natürlich auch noch Luft nach oben: "SymFatih oder EnitFatih - letzteres aber nur, wenn das vom Gaza-Streifen finanziert wird. Aber wir sind hier nicht im Gaza-Streifen, höchstens im Tesastreifen." Na, da war aber einer gut drauf!

Das merkte man dann auch gleich im weiteren Verlauf. Da ging es, höchst politisch, und nur wenig emphatisch, um die Bundestagswahl: "Wer wegen Lindner die FDP wählt, der wählt auch die Piraten wegen Johnny Depp." Und dann wurde es dann doch noch ganz schnell emphatisch. Wenn es etwa darum ging, dass man in Deutschland nicht dazugehört, selbst wenn man hier geboren und aufgewachsen ist. "Da musst du dann nämlich zum Amt gehen, mit deinem Pass und dem von deiner Mutter, nur um nachzuweisen, dass du hier geboren und aufgewachsen bist." Was dann zu durchaus komplexen Sprachverirrungen am Amt führte. Wobei Cevikkollu sich mit dem Publikum durchaus einig war: "Jetzt sind sie drin: Und mal ehrlich, das ist doch dieser alte, akademische, deutsche, feste und tiefblauen Stuhlgang..."

Ein weiteres schönes Beispiel für die wunderbare politische Unkorrektheit Çevikkollus war der vielbelachte Satz: "Stell dir mal vor, wenn du bei deinem Gemüse-Ali einkaufst - und der kann Hochdeutsch. Das hab ich doch nicht bestellt, da fühl ich mich doch verarscht!" Zumal mit dem Nebensatz: "Das war aber mal ein braver Ali. Da fühlst du dich doch gleich wie der Oskar Schindler vom Gemüsemarkt. Und das Gemüse kann man doch sicher auch noch waschen."

Darüber wurde im Publikum ein wenig verschämt gelacht. Das wiederum ließ den Kölner erfreut aufjuxen: "Das ist mein Lieblingslachen! Dieses politisch korrekte Verschämtlachen. Als wäre man besser, als man ist!"

Es wurde tatsächlich viel gelacht an diesem Abend. Etwa als er eine weibliche Form für OB suchte, um die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu bezeichnen: "Gibt es eine weibliche Version von OB?" Da kam nämlich aus dem Publikum die Antwort: "Tena Lady." Und die kurze Diskussion, wo denn diese Einlagen eigentlich nun hinsollten, von denen da die Rede sei, mitsamt heftiger Lacher zweier Damen aus dem Publikum, zeigte wunderbar, wie schön, wie herrlich - und nicht zuletzt -, wie wichtig politische Unkorrektheit im Alltag ist. Die schöne Erkenntnis des Abends!

(wow)
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