Wermelskirchen Schweinepest ist eine reale Bedrohung

Wermelskirchen · Seit vier Jahren schon grassiert die afrikanische Schweinepest in Osteuropa. Das Virus komme am wahrscheinlichsten über ein mitgebrachtes Wurstbrot nach Deutschland. Ein einzelner Fall hätte schon gravierende Auswirkungen.

Haus- und Wildschweine, die an der afrikanischen Schweinepest erkranken, sterben fast zu 100 Prozent und innerhalb von vier bis sechs Tagen. "Für alle anderen Tiere und den Menschen ist das Virus aber ungefährlich", sagt Thomas Mönig, Kreisveterinär des Rheinisch-Bergischen Kreises. Hundebesitzer müssen bei Spaziergängen also keine Sorge haben, sollte es die Tierseuche nach Deutschland schaffen. Dem Friedrich-Löffler-Institut zufolge lässt sich zwar keine Vorhersage treffen, ob die Tierseuche Deutschland erreicht, das Risiko einer Einschleppung sei aber sehr hoch und stelle eine reale Bedrohung dar. Das Friedrich-Löffler-Institut widmet sich als Bundesforschungsinstitut der Gesundheit lebensmittelliefernder Tiere.

Die afrikanische Schweinepest habe ihren Weg über das Schwarze Meer nach Osteuropa gefunden. "Das Virus stammt ursprünglich von afrikanischen Warzenschweinen, die damit aber kein Problem haben", sagt Mönig. Über Schiffsabfälle sei das Virus vermutlich hertransportiert worden, innerhalb von fünf, sechs Jahren verbreitete es sich weiter bis in die Staaten des Baltikums, den Osten Polens und bis nach Tschechien. Dass es nun auf direktem Wege, also von Tier zu Tier, zu uns gelange, sei äußerst unwahrscheinlich. Sollte es aber doch passieren, sorgten die hohen Bestände an Schwarzwild hierzulande für eine rasche Ausbreitung. Jägerverbände sind daher schon jetzt angehalten, die Wildschweinbestände zu verringern.

Da das Virus auch im Fleisch des getöteten Tieres lange überlebe, drohe die größte Übertragungsgefahr durch sogenannte Rohwurstprodukte - also solche, die nicht komplett durchgegart werden wie etwa Salami oder kalt geräucherter Schinken. "Wenn ein osteuropäischer Fernfahrer, ein Tourist oder auch ein Saisonarbeiter auf dem Rastplatz sein halb aufgegessenes Salamibrötchen liegenlässt, ist das ein gefundenes Fressen für unsere Wildschweine", sagt Mönig. Doch auch an Jagdausrüstung, Reifen und in tiefgekühlter Ware kann das Virus lange aushalten. "In gekühlten Lebensmitteln einige Monate und tiefgekühlt sogar Jahre", sagt Mönig.

"Wenn das Virus zu uns gelangt, dann über Frischwurstprodukte", bestätigt auch Stefan Kohler, Kreisveterinär in Oberberg. Durch intensiven Fernverkehr in ganz Deutschland sei die Gefahr eines Ausbruchs überall gleich groß. "Gut für uns im Kreis ist, dass wir keine Hochburg für Hausschweine sind", sagt Kohler. Ein Ausbruch im Münsterland oder in Niedersachsen wäre möglicherweise ganz schnell mit der Tötung vieler tausend Hausschweine verbunden. "Als 2008/2009 ein einzelnes Tier mit der europäischen Schweinepest in Deutschland gefunden wurde, dauerte es keine 24 Stunden bis die ersten Länder den Import deutschen Schweinefleischs stoppten", sagt Kohler.

Die Tschechen seien die ersten, die es erfolgreich geschafft haben, einen Ausbruch der afrikanischen Schweinepest einzudämmen. "An deren goldenem Standard orientieren sich alle unsere Maßnahmen", sagt Kohler. Würde ein totes Tier gefunden und positiv getestet, errichte man drei Zonen: Den Kernbereich, etwa 20 Quadratkilometer, das gefährdete Gebiet, etwa 1000 Quadratkilometer und die Pufferzone, ganze 20.000 Quadratkilometer. "Den Kernbereich versucht man komplett einzuzäunen", sagt Kohler. Die Wildschweine darin würden nicht bejagt, damit sie nicht aus dem Gebiet ausbrechen. Sie sollen an der Seuche sterben ohne weitere anzustecken. In der gefährdeten Zone, die etwa so groß wie der Oberbergische Kreis ist, würde durch intensive Bejagung versucht, die Population der Wildschweine auf 30 Prozent zu verringern. In der Pufferzone gelte vor allem erhöhte Aufmerksamkeit bei Jägern und Landwirten. Wie viele Wildschweine es im Kreis gibt, sei nicht abzuschätzen. "Wildschweine sind sehr schlau und schwer zu bejagen. Die wissen genau, wo sie sich verstecken können", sagt Kohler.

(cha)
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