Xanten Aus Kasachstan in die deutsche Küche

Xanten · Berufliche Inklusion erfordert viel Vertrauen und Geduld. Nur wenige schaffen am Ende den Sprung in ein festes Arbeitsverhältnis. Nikolaij Sultangaleev hat es geschafft. Mit ihm freut sich die Spix-Werkstatt.

 In der Spülküche von links Ursula Hiepler (Herbergsleitung), Michael Hennig (Jobcoach) und Nikolaj Sultangaleev.

In der Spülküche von links Ursula Hiepler (Herbergsleitung), Michael Hennig (Jobcoach) und Nikolaj Sultangaleev.

Foto: fischer

Nikolaij Sultangaleev strahlt über das ganze Gesicht, denn dies ist sein Tag. Alles begann vor zwei Jahren, als der Mitarbeiter der Weseler Spix-Werkstatt in der Xantener Jugendherberge ein Praktikum in der Küche begann. Der 29-jährige psychisch erkrankte Mann aus Kasachstan blickt zwar auf eine zweijährige Ausbildung als Koch und Konditor in seiner Heimat zurück und wurde in der Spix-Werkstatt fünf Jahre lang im Bereich Hauswirtschaft unterrichtet, der Alltag in einer Großküche aber war für den heutigen Xantener Neuland. Bis zu 220 Mahlzeiten und das dreimal täglich sind kein Pappenstiel.

Von der Hoffnung getrieben, endlich finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, zeigte sich Sultangaleev bei seiner neuen Tätigkeit als Hilfskoch und Spülhilfe von Beginn an höchst motiviert und verdiente sich so zunehmend den Respekt seiner Kollegen. Das blieb auch Ursula Hiepler nicht verborgen, im Oktober 2013 stellte die Leiterin der Jugendherberge Nikolaij Sultangaleev fest ein, wenn auch zunächst für 30 Stunden in der Woche. "Die Stelle kann problemlos auf 40 Stunden in der Woche erweitert werden, wenn er die Belastung schafft", erklärt Hiepler. Weil der neue Hilfskoch mittlerweile sein erstes Berufsjahr absolviert hat, erhielt die Spix vom Landschaftsverband Rheinland, dem Kostenträger der Werkstätten, eine Prämie von 15 000 Euro. Diese Prämie nutzte die Spix für ein großes Fest in der Jugendherberge mit einem Festessen für 120 ehemalige Werkstattkollegen Sultangaleevs. "Liebe Kollegen, ich freue mich so sehr, dass ihr mich besucht. Wenn euch das Essen schmeckt, dürft ihr gerne wiederkommen", flachste der neue Küchenmitarbeiter.

Spix-Geschäftsführer Jo Becker freut sich mit ihm: "Nur 0,1 bis 0,2 Prozent der Werkstattbeschäftigten schafft den Sprung in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis, bei uns kommt das alle paar Jahre mal vor." In der Regel werden Spix-Beschäftigte an Betriebe der Region vermittelt und dort dauerhaft weiter betreut. Mit 18 Prozent dieser "ausgelagerten Werkstattplätze" nimmt die Weseler Werkstatt einen Spitzenplatz in NRW ein.

Diejenigen, die es tatsächlich in einen Betrieb schaffen, müssten fast schon gebremst werden, sagt Becker: "Berufliche Inklusion ist so motivierend, dass die Mitarbeiter oft keinen Urlaub nehmen möchten." Nikolaij Sultangaleev, der jeden Tag mit dem Fahrrad aus Xanten kommt, denkt schon einen Schritt weiter: "Ich würde hier gerne meine Ausbildung zum Koch abschließen, damit ich mir ein Auto leisten kann."

Die Umstellung von der kasachischen Küche auf die deutsche ist ihm leicht gefallen, wenngleich er dabei neue Erfahrungen gesammelt hat: "Senfsauce kannte ich bislang nicht, aber sie schmeckt mir sehr gut."

Jo Becker hofft, dass weitere Betriebe im Kreis diesem Beispiel folgen und liefert dafür gute Gründe: "Die Firma profitiert von einer kostengünstigen Vollzeitarbeitskraft, sie kann ihr Stammpersonal entlasten und ihr Ansehen steigern."

(erko)
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