Zum Sonntag Der Wert eines Menschenlebens

Xanten · Manchmal scheint es, als sei das Leben eines Europäers mit gut gefülltem Bankkonto mehr wert als das eines um sein Leben fürchtenden Flüchtlings. Doch der wahre Wert eines Menschen bemisst sich an Anderem.

Zum Sonntag: Der Wert eines Menschenlebens
Foto: Fischer, Armin (arfi)

Fünf Euro - das ist der Wert eines Menschen, rein ökonomisch betrachtet. Bei etwa 60 Prozent Wasser, 20 Prozent Proteinen, 15 Prozent Fetten und fünf Prozent Mineralen, einem geringen Anteil an Phosphor, Eisen, Zink, Kupfer, Blei, Cadmium und Chrom - kommt man, je nach Marktlage, auf eben diesen Materialwert. Und wenn diese Ansammlung organischer und anorganischer Materialien dann irgendwann ihre Funktion einstellt, fällt sie aufgrund der Schwermetalle unter die Kategorie Sondermüll ...

Darf man auf diese Weise den Wert des Menschen sehen? Was ist der Mensch? Natürlich kann diese zugegeben provokative Betrachtungsweise so allein nicht stehen bleiben. Aber angesichts der Bilder aus den Internierungslagern für Flüchtlinge in Griechenland und den gleichzeitigen Nachrichten über das Treiben von Banken, Superreichen und Mächtigen mit ihren Scheinfirmen in Panama muss diese Frage auch einmal genau so kantig gestellt werden.

Ist die Würde des Menschen wirklich unantastbar und gilt sie jedem -das behauptet ja keck unser Grundgesetz -, oder hat nicht schon längst jeder gute Europäer mit einem ordentlichen Bankkonto sehr viel mehr Wert und Würde als der um sein Leben fürchtende Mensch auf der Flucht aus dem Nahem Osten oder aus Afrika? Na gut, man könnte ja sagen: Auch der Steuerflüchtling ist ein Flüchtling und zu bedauern, weil er ein Leben in Angst vor Journalisten und Steuerbehörden fristen muss - aber das ist ein anderes Thema.

Christen, die es mit ihrem Glauben ernst meinen, wissen, dass der Wert und die Würde eines Menschen weder von der eigenen Leistungsfähigkeit noch von ihrer zufälligen Herkunft auf der wirtschaftlichen Sonnenseite dieser Welt abhängt.

Christen, die es mit ihrem Glauben ernst meinen, wissen (und sind dafür dankbar), dass ihr Wert und ihre Würde von ihrer Beziehung zu einem Gott abhängt, dessen Liebe allen Menschen gilt, ohne Ansehen der Person!

Darum zahlen Christen, die es mit ihrem Glauben ernst meinen, auch gerne ihre Steuern. Sie wissen: Das Geschenk der Liebe Gottes verpflichtet mich zur Liebe für den Nächsten und der ist ja bekanntlich nicht Deutscher, nicht Syrer oder Afrikaner, sondern derjenige, der meine Hilfe braucht.

UDO OTTEN IST PASTOR IN RHEINBERG

(RP)
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