Xanten Ruhrbischof kritisiert Polit-Populisten

Xanten · Der Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck, hat in Xanten im Rahmen der Sonntagsworte gesprochen.

 Gut gelaunt vor dem Gottesdienst in St. Viktor: Diakon Arnold Dormann, Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und Diakon Ludger Funke (v. l.). Der Essener Bischof war in der Reihe Sonntagsworte zu Gast.

Gut gelaunt vor dem Gottesdienst in St. Viktor: Diakon Arnold Dormann, Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und Diakon Ludger Funke (v. l.). Der Essener Bischof war in der Reihe Sonntagsworte zu Gast.

Foto: A. Fischer

Der Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck, hat bei einem Besuch in Xanten deutliche Töne gegen politischen Populismus gefunden und zur Barmherzigkeit aufgerufen. Nachdem der Bischof im Dom St. Viktor zunächst die Messe gefeiert hatte, ging er in einem Vortrag im Rahmen der Sonntagsworte zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit auf deren Bedeutung in seiner Arbeit ein. Overbeck ist Bischof des Hilfswerks Adveniat, katholischer Militärbischof sowie Vorsitzender der Kommission für Gesellschaft und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz.

Auf die Frage aus dem Publikum, wie er zum wachsenden Populismus stehe, kündigte er eine Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz dazu an. Overbeck nannte es verantwortungslos, sich der Vereinfachung der Populisten zuzuwenden. Er versteht es als "ein soziales Werk, öffentlich gegen den Populismus einzustehen".

Vor rund 300 Gläubigen berichtete der Ruhrbischof in seiner Predigt, dass das Bistum Essen im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit Maria als Tür zur Barmherzigkeit in den Mittelpunkt gestellt habe. Bei Wallfahrten sei es beispielsweise darum gegangen, daran zu erinnern, dass Krankheit zum Menschen gehört.

Doch auch der Verlust des Arbeitsplatzes oder das Gefühl, von der Arbeit überfordert zu sein, verlangten Sensibilität und Barmherzigkeit, so der Bischof. Er wies darauf hin, dass er sich in seiner Funktion als "Sozialbischof" in der Politik für stabile Arbeitsplätze einsetze, aber auch dafür, dass die Menschen vom Lohn ihrer Arbeit ihre Familien ernähren können.

Barmherzigkeit bedeute ebenfalls, so Overbeck, niemanden vom Glauben auszuschließen. So verweigere im Bistum Essen kein Priester Geschiedenen oder Wiederverheirateten die Kommunion.

In seinem Vortrag, den 150 Zuhörer verfolgten, vertiefte der Ruhrbischof seine Sicht von der Barmherzigkeit. "Barmherzigkeit hat mit Gerechtigkeit zu tun, sie ist nicht nur ein Wohlwollen", erläuterte er, bevor er auf seine drei Arbeitsbereiche als oberster katholischer Militärseelsorger, Adveniat-Bischof und Beauftragter der Bischofskonferenz für Soziales einging.

Als Militärbischof stehe er vor zwei Aufgaben, erläuterte er. Zum einen ginge es darum, bei den Soldatinnen und Soldaten ein Gewissen dafür zu bilden, das Gewalt immer nur der letzte Ausweg sein könne, wenn das eigene Leben oder das anderer in Gefahr sei. Zum anderen gehe es um die Seelsorge für die Soldaten, die in konfliktiven Auseinandersetzungen stehen, sowie für ihre Familien, vor allem dann, wenn diese bei Auslandseinsätzen zurückbleiben. Das bischöfliche Hilfswerk Adveniat, dem der Ruhrbischof seit 2010 vorsteht, war gegründet worden, um Lateinamerika zu helfen - als Zeichen des Dankes, weil Deutschland nach dem Krieg viel Hilfe erfahren hatte. Overbeck berichtete, er habe bei seinen Reisen nach Lateinamerika dort eine Armut erlebt, wie man sie hier kaum findet, und da sei Barmherzigkeit gefragt.

Ein wichtiges Ziel von Adveniat sei es, "Menschen zu ermutigen, in Bildung zu investieren, damit sie lesen und schreiben können, damit sie sich gegen ungerechte Herrschaftsverhältnisse zur Wehr setzen können", erklärte Overbeck. In Kuba wirke die katholische Kirche diskret dabei mit, einen Prozess des friedlichen Übergangs in die Wege zu leiten - so wie sie auch am Friedensprozess in Kolumbien mitgewirkt habe.

Als "Sozialbischof" beschäftigen Overbeck vor allem die Rentengerechtigkeit und die wachsende Altersarmut. Auch Rentengerechtigkeit sei keine Frage des Wohlwollens, vielmehr hätten die Menschen in ihrem Leben etwas geleistet.

(evka)
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