Lokalsport Werth sieht den Weltspielen mit neuer Zuversicht entgegen

Rheinberg · Es ist gerade mal drei Wochen her, da steckte Isabell Werth in einem Schwarzen Loch. Durch das verletzungsbedingte Olympia-Aus ihrer beiden Spitzenpferde Bella Rose und Don Johnson schienen die Spiele in Rio für sie in weite Ferne gerückt zu sein. Mittlerweile hat die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt die Spiele wieder fest im Blick. "Ich bin sehr zufrieden, glücklich und hochmotiviert", sagte die 46-Jährige. Sie ist "vorsichtig optimistisch, dass meiner Teilnahme in Rio vielleicht doch nichts mehr im Weg steht".

Die neue Zuversicht von Isabell Werth trägt die Namen Emilio und Weihegold. Mit dem zehnjährigen braunen Wallach und der elfjährigen nachtschwarzen Stute erzielte die fünfmalige Olympiasiegerin bei den Turnieren in München und Wiesbaden herausragende 80-Prozent-Ergebnisse im Grand Prix und Special. "Es ist schon überraschend, wie schnell und wie großartig die beiden reagiert haben. Irgendwie ist es so, als hätten sie gemerkt, dass ich ihre Unterstützung dringend brauche." Vor allem das Herzstück jeder Dressurprüfung, die Piaffe-Passage-Tour, ist die große Stärke beider Pferde.

Gleichmäßig und scheinbar schwebend gleitet die Einheit aus Mensch und Tier durch das Viereck, das Pferd in höchster Versammlung, die Reiterin scheinbar mühelos, als könne sie im blinden Vertrauen zu ihrem vierbeinigen Partner die schwersten Elemente jederzeit auch ein- oder gar freihändig vorführen. Tatsächlich hat Werth durchaus einiges entdeckt, das es zu verbessern gilt: "Wir müssen noch Hausaufgaben machen." Was nämlich oft so spielerisch aussieht, ist das Ergebnis jahrelanger harter Arbeit. Emilio ist seit fünf Jahren auf Isabell Werths Reiterhof in Rheinberg, Weihegold kam 2012 dazu. Jeweils am Dienstag haben die vierbeinigen Hochleistungssportler frei, an allen anderen Tagen der Woche arbeitet Werth mit ihnen.

"Es ist immer mein Credo gewesen, junge Pferde auszubilden, statt fertige zu übernehmen." Es sei wichtig, Nachwuchs heranzuziehen, weil "der Erfolg der Etablierten oft von heute auf morgen nichts mehr wert ist". In den kommenden Wochen muss Werth nun herausfinden, welchen der beiden Vierbeiner sie mit nach Rio nehmen wird. Die nächste Station sind am ersten Juni-Wochenende die deutschen Meisterschaften in Balve, die offiziell als erste Olympia-Sichtung gelten. Danach steht als Höhepunkt der CHIO Mitte Juli in Aachen auf dem Programm.

Sowohl nach Balve als auch nach Aachen wird Werth Emilio und Weihegold mitnehmen, denn "wichtig ist, dass beide so viel Atmosphäre wie möglich aufnehmen". Die endgültige Entscheidung obliegt dann dem Dressurausschuss der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), der dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) im Anschluss an den CHIO Reiter und Pferde zur Olympia-Nominierung vorschlägt.

Die Traurigkeit darüber, dass Bella Rose nicht dabei sein wird, ist Isabell Werth übrigens trotz aller Freude über die Leistungen von Emilio und Weihegold deutlich anzumerken. "Bella Rose ist eben Bella Rose", sagt sie auf die Frage, was die Stute denn wohl so speziell macht: "Wenn sie fit wäre, dann wäre sie immer und überall bei mir." Und Emilio und Weihegold müssten zu Hause bleiben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort