Protestaktion auf Rotem Platz in Moskau Demonstrant nagelt seine Hoden aufs Pflaster

Moskau · Bei einer drastischen Protestaktion gegen die Beschneidung der Bürgerrechte in Russland hat ein russischer Performancekünstler auf dem Roten Platz in Moskau seine Hoden auf das Straßenpflaster genagelt.

Ein nackter russischer Politkünstler hat aus Protest gegen Gleichgültigkeit und korrupte Polizisten seine Hoden am Kopfsteinpflaster des berühmten Roten Platzes in Moskau festgenagelt. "Die Aktion kann als Metapher für die Apathie, die politische Indifferenz und den Fatalismus der modernen russischen Gesellschaft gesehen werden", hieß es in einer Mitteilung von Pjotr Pawlenski. Es entstehe eine "Armee teilnahmsloser Idole, die geduldig auf ihr Schicksal wartet", warnte er.

Videos der Aktion zeigten den nackten Pawlenski am Sonntag unter den Augen entsetzter Passanten vor dem Lenin-Mausoleum auf dem Boden sitzen, während Polizisten ihn mit einer Decke verhüllen. Die staatliche Nachrichtenagentur RIA Nowosti meldete, Pawlenski sei nach einer ärztlichen Behandlung auf eine Polizeiwache gebracht worden.

Der Performancekünstler erklärte in einem auf der Website Grani.ru verbreiteten Statement, er wolle die Aufmerksamkeit auf die Untätigkeit der russischen Gesellschaft angesichts der Entwicklung des Landes zu einem Polizeistaat lenken. Am Sonntag wurde in Russland der alljährliche Tag der Polizei begangen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Pawlenski zu schmerzhaften Mitteln des Protestes greift. In der Vergangenheit hatte er sich bereits den Mund zugenäht, um gegen die Inhaftierung von Mitgliedern der Punk-Band Pussy Riot zu protestieren. Im Mai war er festgenommen worden, weil er nackt und mit Stacheldraht umwickelt vor einem Regierungsgebäude in St. Petersburg demonstriert hatte.

(AFP/dpa)
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