Minenunglück in der Türkei Chancen für 18 Menschen nach Grubeneinsturz stehen schlecht

Wieder ist es in der Türkei zu einem schweren Grubenunglück gekommen: Fünf Monate nach dem schwersten Bergbauunglück in der Geschichte des Landes ist erneut eine Grube für fast 20 Kumpel zur Falle geworden.

 Die Steinkohlegrube in der Stadt Ermenek in der Provinz Karaman.

Die Steinkohlegrube in der Stadt Ermenek in der Provinz Karaman.

Foto: ap

Vermutlich 18 Bergleute steckten in einem überfluteten Stollen fest, sagte ein Vertreter des Grubenbetreibers im türkischen Fernsehen. Und sie könnten in dem Gang 300 Meter unter Tage höchsten zwei Stunden überleben.

Schauplatz der neuen Tragödie ist die Steinkohlegrube in der Stadt Ermenek in der Provinz Karaman fast 500 Kilometer südlich von Ankara. Am frühen Nachmittag strömte Wasser in den Stollen, in dem sich etwa 40 Kumpel befunden hätten, sagte Provinzgouverneur Murat Koca. Rund die Hälfte von ihnen habe sich rasch befreien können, sagte er der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Er wies Medienberichte zurück, wonach es habe Explosion gab. "Es gab keine Schlagwetterexplosion", sagte Koca. Warum der Teil der Grube voll Wasser lief, blieb zunächst völlig offen.

"Wir gehen davon aus, dass 18 Kumpel in diesem Stollen geblieben sind", sagte Sahin Uyar vom Zechenbetreiber Has Sekerler dem Sender CNN-Türk. "Sie können nicht länger als zwei Stunden überleben." Zwar machten sich nach dem Alarm 200 Mitarbeiter der Notfallbehörde auf den Weg, um die Bergungsarbeiten zu koordinieren. Zunächst wurde versucht, das Wasser abzupumpen. Bis zum Abend gab es aber keine Nachrichten, ob Kumpel gerettet werden konnten.

Am 13 Mai waren in der Grube Soma im Westen der Türkei 301 Bergleute ums Leben gekommen. Sie wurden nach einer Explosion unter Tage verschüttet. Der damalige Regierungschef und heutige Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die Angehörigen der Opfer mit einer erschreckenden Gleichgültigkeit zusätzlich erzürnt, es kam zu wütenden Protesten gegen ihn, die Regierung und die Zechenbetreiber.

Ermittlungen ergaben, dass grundlegende Sicherheitsvorkehrungen missachtet worden waren. Acht Manager sind wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Zwar wurde Ende Mai ein Gesetz verabschiedet, das zu mehr Sicherheit führen soll und die Arbeitszeit der Kumpel verkürzt. Nach einer Statistik der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) liegt die Türkei, was Todesfälle am Arbeitsplatz betrifft, weltweit nach wie vor auf Rang drei.

(ap)
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