Interpol fahndet nach Wiener Mädchen Zogen Samra und Sabina in den "Heiligen Krieg"?

Wien · Dass junge Männer fanatisiert in religiöse Kämpfe ziehen, ist seit Jahrhunderten bekannt. Selten wird von weiblichen Kämpferinnen berichtet. Nun sucht Interpol nach zwei jungen Mädchen aus Österreich, die sich angeblich dem Dschihad in Syrien angeschlossen haben sollen.

Interpol sucht Samra und Sabina aus Wien
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Betrachtet man die Fahndungsfotos, die Interpol herausgegeben hat, kann man kaum glauben, dass diese beiden Mädchen freiwillig in den Heiligen Krieg gezogen sein sollen. Samra Kesinovic (16) und Sabina Selimovic (15) wirken auf Fotos zunächst wie ganz normale Teenager. Allerdings zeigt Interpol auch Fotos der beiden, die sie in streng verhüllter Tracht zeigen.

Seit acht Tagen werden die beiden Wiener Schülerinnen bosnischer Abstammung nun schon vermisst. Ihre Familien galuben, dass sie unterwegs an die Front des syrischen Bürgerkriegs sein könnten. Bevor sie ihre Handys abgeschaltet und ihre sozialen Netzwerke deaktiviert haben, schrieben sie bei Facebook, sie seien jetzt mit syrischen Rebellen verheiratet.

Die Spur der Mädchen führt zunächst in die Türkei: Am 10. April sind Samra und Sabina nach Istanbul geflogen. Das nächste Ziel war dann Adana im Süden der Türkei. Die syrische Grenze liegt von dort nur noch 100 Kilometer entfernt. Hier endet der Kontakt. Zuvor sollen Samra und Sabina einem Bericht der Krone-Zeitung zufolge in einem Abschiedsbrief an ihre Eltern geschrieben haben: "Wir sind auf dem richtigen Weg, wir gehen nach Syrien, kämpfen für den Islam. Wir sehen uns im Paradies." Ähnliche Äußerungen fanden sich auf den Facebook-Seiten der beiden. Sabinas Vater Sabit sagte "Krone": "Wir sind verzweifelt. Wir bitten alle Menschen, dabei zu helfen, unsere Mädchen zu finden."

Bürgerkriegsland Syrien: Die verlassenen Häuser von Aleppo
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Foto: Matteo Rovella

Familienangehörige wollen allerdings nicht an die Freiwilligkeit glauben: Sie sind skeptisch, dass die Statements tatsächlich von den Mädchen stammen. So glaubt Sabinas Onkel: "Das schreibt jemand anders". Dem Bericht des Kurier zufolge sei ihm unklar, was die Schülerinnen zu ihrer Reise nach Syrien getrieben habe. Denn allem Anschein nach waren die Mädchen westlich sozialisiert, sie kleideten sich westlich, trugen das Haar offen und hatten Partnerschaften.

Unklar ist noch, ob Samra und Sabina kurz vor ihrem Verschwinden die Altun-Alem-Moschee in Wien besucht haben. Mehrere österreichische Zeitungen berichteten davon. Dort soll sich Ebu Tejma aufhalten, der als radikaler Salafist gilt. Die Angehörigen der Mädchen wollen aber nicht glauben, dass die Teenager dort rekrutiert worden sein sollen: "Wir wissen, wo sie unterwegs waren", sagte ein Angehöriger zum Kurier. "Sie müssen auf der Straße angesprochen worden sein."

Sabina und Samra wurden in Österreich geboren. Ihre Familien stammen aus Bosnien und flüchteten während der Bosnien-Kriege in den neunziger Jahren.

(felt)
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