Nach sieben Jahren in der Psychiatrie Gustl Mollath will jetzt Oldtimer restaurieren

Nürnberg · Der nach sieben Jahren aus der Psychiatrie entlassene Gustl Mollath hofft wieder auf eine berufliche Zukunft - als Restaurator von Sportwagen-Oldtimern. Hier habe er große Erfahrung und hier lägen seine Stärken, sagte Mollath.

Die ersten Schritte Mollaths in Freiheit
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"Ich kann mir gut vorstellen, alte Ferraris oder andere historische Sportwagen wieder aufzubauen oder zu reparieren." Dabei setze er auf die Oldtimer-Szene, mit der er früher eng verbunden gewesen sei. "Vielleicht erhalte ich Unterstützung von Ferraristi (Ferrari-Besitzern) oder den entsprechenden Firmen."

Mollath war Anfang August aus der Psychiatrie in Bayreuth entlassen worden. Das Oberlandesgericht Nürnberg hatte auf eine Beschwerde von Mollaths Anwalt hin zugleich angeordnet, das Verfahren gegen den 56-jährigen Maschinenbauer in Regensburg neu aufzurollen.

Mollath war 2006 auf gerichtliche Anordnung in die Psychiatrie eingewiesen worden, weil er seine Frau misshandelt und Autoreifen zerstochen haben soll. Der Nürnberger sieht sich dagegen als Opfer eines Komplotts seiner Ex-Frau und der Justiz, weil er auf Schwarzgeldgeschäfte hingewiesen habe.

Erstes Geschäft 2000 geschlossen

Er hatte sich nach seiner Studienzeit in Nürnberg von Mitte der 1980er Jahre an zunächst als Betreiber eines Geschäfts für Motorradreifen und -zubehör selbstständig gemacht. Später baute der 56-Jährige das Geschäft zu einer Restaurierungswerkstatt für Oldtimer aus. Das Geschäft schloss er im Jahr 2000.

Mollath betonte, bei der neuen Stelle "muss schon alles zusammenpassen". So sollte etwa ein höheres Einkommen als früher möglich sein. Er denke deshalb an eine "ingenieurmäßige Tätigkeit". "Mit einem Mechaniker-Job bräuchte ich ja 100 Jahre, um meine Schulden bei meinem Rechtsanwalt bezahlen zu können." Sein Verteidiger Gerhard Strate habe zwar auf sein Honorar verzichtet, räumt Mollath ein. Aber er habe dennoch den Anspruch, irgendwann für den großen Einsatz von Strate in seinem Fall aufzukommen.

"Ich lebe als Vogelfreier"

Derzeit habe allerdings sein Wiederaufnahmeverfahren Priorität. "Bei einem Job müsste ich vollen Einsatz bringen." Nach acht Stunden Arbeit in einer Autowerkstatt könne er nicht noch abends drei Stunden Prozessakten studieren.

"Im Moment lebe ich nur in gewissem Grad frei, es ist ein Leben auf Abruf. Solange mein Wiederaufnahmeverfahren nicht abgeschlossen ist, lebe ich als Vogelfreier", beschreibt Mollath seine Lage.

Neben dem intensiven Aktenstudium teils bis tief in die Nacht bemühe er sich gerade, Ordnung in sein Leben zu bringen. So habe er immer noch keinen neuen Führerschein. Da er noch keine Wohnung habe, lebe er derzeit bei Freunden und wechsele immer mal wieder das Quartier. "Zurzeit bin ich in ganz Deutschland unterwegs." Seinen aktuellen Aufenthaltsort wollte er nicht nennen.

(dpa)
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