Bestsellerautor und Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot

Hamburg/Frankfurt · Der Bestsellerautor und frühere Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot. Dies bestätigten sein Büro in Hamburg und sein Frankfurter Verlag S. Fischer am Montag.

Roger Willemsen: Bilder aus dem Leben des Publizisten und Moderators
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Bilder aus dem Leben von Roger Willemsen

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Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen und war vor allem mit essayistischen Reisebüchern ("Die Enden der Welt") bekannt geworden. Zuletzt landete er mit seinem Buch "Das Hohe Haus" (2014) einen Bestseller. Er hatte ein Jahr lang das Geschehen im Bundestag von der Tribüne als Zuhörer verfolgt.

Im Fernsehen machte sich der in Hamburg lebende Autor vor allem in den 90er Jahren mit der ZDF-Talksendung "Willemsens Woche" einen Namen. Im Schweizer Fernsehen moderierte er den "Literaturclub".

"Ich habe meine Frist. Ich erfülle sie"

Kurz nach Willemsens 60. Geburtstag im August vergangenen Jahres hatte er seine Krebserkrankung bekanntgemacht. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hatte der Publizist erklärt, es könne ein "beglückendes Konzept" sein, dem Leben mit der Einstellung zu begegnen: "Ich habe meine Frist. Ich erfülle sie."

Wichtig sei, dem Leben einen Sinn zu geben, so Willemsen weiter; "eine Bedeutung, die über den Spaß hinausgeht." Dies zeige sich in verschiedenen Kulturen, an der Vorstellung des Jüngsten Gerichts ebenso wie am Begriff des Karmas. Der Sinn bestehe auch darin, "die gegebene Frist sinnvoll zu nutzen". Auf die Frage nach einem Leben nach dem Tod sagte Willemsen wörtlich: "Darüber kann ich nichts wissen, und das betrübt mich nicht."

Verantwortungsgefühl für Mitarbeiter

Das größte Glück sei für ihn die Produktivität. Und: "Ich würde sehr gern ein paar humanitäre Arbeiten weitertreiben und ich möchte Afghanistan noch oft besuchen." Ein bleibender Wunsch sei die Vorstellung, ein Picknick in der afghanischen Steppe zu machen. "Aber meine Vorstellungen sind kleinteiliger geworden." Extreme Reisen reizten ihn nicht mehr.

Gegenüber seinen Mitarbeitern äußerte Willemsen ein großes Verantwortungsgefühl. "Das sind nicht mehr provisorische Gestalten, die dir zugelaufen sind. Die bleiben." Ähnlich wie Familienmitglieder seien sie diejenigen, "an deren Totenbett ich sitzen werde und umgekehrt."

Der Tod von Willemsen hat SPD-Chef Sigmar Gabriel nach eigenen Worten "zutiefst berührt". "Deutschland verliert einen brillanten Intellektuellen, einen Weltbürger im besten Sinne und eine bedeutende Stimme unseres Kulturlebens - intelligent, pointiert, streitbar", schrieb Gabriel am Montag auf Twitter. Auch Grünen-Chefin Simone Peter äußerte sich schockiert. "Wir trauern um einen wunderbaren Menschen, um einen wichtigen Intellektuellen, Autor und Moderator", twitterte sie.

(felt/dpa)
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