Tödliche Messerattacke an Schule Warnung vor überzogenen Sicherheitsmaßnahmen

Ludwigshafen (RPO). Nach der tödlichen Messerattacke auf einen Lehrer in Ludwigshafen haben Unionspolitiker vor überzogenen Sicherheitsmaßnahmen an Schulen gewarnt. Schulen könnten nicht zu Hochsicherheitstrakten umgebaut werden, sagte der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach einem Bericht zufolge.

Amoklauf an Schule in Ludwigshafen
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Amoklauf an Schule in Ludwigshafen

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Hundertprozentige Sicherheit werde es nicht geben, sagte er der Oldenburger "Nordwest-Zeitung". Die designierte Spitzenkandidatin der rheinland-pfälzischen CDU für die Landtagswahl im kommenden Jahr, Julia Klöckner, warnte im SWR vor "allzu schnellen Antworten". Schulen sollten nicht zu Hochsicherheitstrakten ausgebaut werden.

An einer Berufsschule in Ludwigshafen hatte ein Ex-Schüler am Donnerstag einen früheren Lehrer erstochen. Als Motiv gab der 23-jährige mutmaßliche Täter Wut auf den Lehrer wegen zu schlechter Noten an. Gegen den jungen Mann ist am Freitag Haftbefehl Mordes aus niedrigen Beweggründen ergangen.

Die Bildungsgewerkschaft GEW mahnte unterdessen eine bessere Gewaltprävention an den Schulen an. Es fehlten eine hinreichende schulpsychologische Betreuung und Beratung sowie an den meisten Schulen eine Unterstützung der Lehrkräfte durch Schulsozialarbeit, erklärte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne am Donnerstag in Frankfurt am Main.

Besseres Vorwarnsystem gefordert

Er forderte zudem ein besser abgestimmtes Vorwarnsystem. Dies müsse Schülern und Lehrern Vorgaben und Ratschläge geben, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten hätten. Nach dem Amoklauf von Winnenden vor einem Jahr hätten die Schulen solche Pläne zwar erstellt, oft fehlten aber die Erfahrungen von Experten, erklärte Thöne. "Es ist leider eine Tatsache, dass Schule immer mehr zur Zielscheibe gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und Aggressionen wird", bedauerte der Gewerkschaftsvorsitzende.

Die Ermittler gehen auch Hinweisen nach, dass der 23-jährige Mann aus Ludwigshafen im Internet Hinweise auf seine Bluttat hinterließ. Es werde untersucht, ob er in Foren zu Themen wie Amoklauf oder Suizid gewesen sei, sagte der zuständige Oberstaatsanwalt Lothar Liebig. Nach Polizeiangaben wurden in der Wohnung des 23-Jährigen Chemikalien gefunden, die für den Bau von Sprengsätzen geeignet sein könnten. Darüber hinaus entdeckten Polizisten insgesamt 16 Schusswaffen, darunter Schreckschuss-, Luftdruck- und Gotcha-Waffen.

Wie das Polizeipräsidium Rheinpfalz mitteilte, machte der Beschuldigte gegenüber dem Haftrichter keine Angaben. Eine Obduktion ergab, dass das 58-jährige Opfer mit einem Stich ins Herz tödlich verletzt wurde.

(AFP/pegn)
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