TV-Kritik zu "Der Bachelor" Er füllt die Frauen einfach ab

Los Angeles · Nur kurze Zeit nach dem ersten Kennenlernen geht Single-Mann Oliver Sanne in der RTL-Show "Der Bachelor" mit seinen 16 übrig gebliebenen Ladies auf Tuchfühlung. Es wird geschmust, gestreichelt, getätschelt und gelästert – schüchtern ist hier niemand. Aber wird auch geknutscht?

So kommentierte Twitter die zweite Sendung von "Der Bachelor"
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Foto: RTL/Melanie Reisert

Nur kurze Zeit nach dem ersten Kennenlernen geht Single-Mann Oliver Sanne in der RTL-Show "Der Bachelor" mit seinen 16 übrig gebliebenen Ladies auf Tuchfühlung. Es wird geschmust, gestreichelt, getätschelt und gelästert — schüchtern ist hier niemand. Aber wird auch geknutscht?

Um den Aufenthalt der Kandidatinnen in Los Angeles perfekt zu machen, spart RTL auch in dieser Staffel nicht am nötigen Luxus. Die Villa der Mädels ist mehr als schick, über den Preis will man gar nicht nachdenken. Doch schon beim Einzug ins Häuschen zeigt sich: Mit wirklich erwachsenen Frauen hat man es nicht zu tun. Kreischend und hüpfend nehmen die Kandidatinnen die Villa in Beschlag und sind — ganz in Klassenfahrtstimmung — auf der Suche nach dem besten Zimmer.

Während sich die einen nach erfolgreicher Bettenjagd schon den ersten Sekt in den Kopf knallen, bahnt sich bei Scharlen ein kleines Drama an. "Ich habe mich ausgegrenzt gefühlt", schluchzt sie. Der Grund: Sie hat das Einzelzimmer abbekommen. "Es gibt erste Spaltungen, das ist halt so", stellt Carolin dazu nur trocken fest. Tränen hin oder her, peinlich ist vor allem die Sonnenbrille, die Scharlen nach ihrer Heulattacke nicht mehr absetzen möchte. Im Haus, versteht sich. Ob das vielleicht an der Kamera liegt?

Das erste Date

Bei so viel Eitelkeit kommen die Überraschungsbesuche des Bachelors bestimmt nicht gut an. Denn die liebt er. Schon am ersten Morgen kommt Oliver unangekündigt zum Frühstück vorbei und will, außer Rührei und Brötchen, vor allem eins: die ungeschminkte Wahrheit in Schlabberklamotten. Seltsamerweise nehmen die Ladies das aber gelassen. Größerer Probleme macht den Kandidatinnen eher seine Auswahl für das erste Einzeldate. Karina soll es sein — die Letzte, die am Kennenlerntag aus dem Auto stieg. Dass es bei der Sendung weniger um echte Liebe, dafür aber darum geht, schnell berühmt zu werden, macht auch die eigentlich bodenständig wirkende 27-jährige Wiesbadenerin schnell deutlich: "Das ist ein Wettbewerb, es geht um Oli, es geht um den Mann." Aha. Gewinnen? Ja. Abschleppen? Vielleicht. Wen? Egal.

Ist da jemand verknallt?

Nach einem Flug im Leichtflugzeug über Los Angeles, der an die kitschige Romantik von "Amy und die Wildgänse" erinnert, muss — wie soll es beim "Bachelor" auch anders sein — erst mal ein Glas Sekt her. Irgendwie muss das Flirten ja klappen. Und das tut es, denn Karina wirkt schnell alles andere als abgeneigt.

Während Oliver darüber philosophiert, was ihm fehlt, und sich einfach mal wieder "knuddeln und alles was dazugehört" wünscht, will Karina einfach nur knutschen. Ganze drei Mal versucht sie, ihr Gegenüber zum Küssen zu animieren. Klappen tut es nicht, es bleibt bei einem kleinen Schmatzer auf den Mund — von ihr ausgehend. Logisch, denn der Bachelor hat noch 15 andere Frauen, die auf ihn warten. Man will sich schließlich nicht zu früh festlegen.

Der wahre Grund für die Teilnahme

Zwar machen sich die übrigen Frauen in der Villa auch kurz Gedanken darüber, wie es zwischen "ihrem" Oli und Karina während des Dates läuft, wirklich wichtig ist aber ein anderes Thema: Sarahs "Playboy"-Shooting. Wie hat sie es überhaupt so weit geschafft? Was sagen andere Männer und ihre Familie dazu? Während des Gesprächs merkt man, worum es den meisten Kandidatinnen wirklich geht: berühmt werden. Schade nur, dass den meisten nicht bewusst ist, dass der "Bachelor" lediglich eine Art Zuchtstation für das RTL-Dschungelcamp ist.

Sekt, Sekt und noch mal Sekt

Wer die Sendung nur halbwegs aufmerksam verfolgt, stellt schnell fest, dass hier keiner mehr nüchtern ist. Eine Sektflasche nach der anderen und süßer Likör lassen die Ladies zu Hochform auflaufen. Oder wie erklärt es sich sonst, dass die Niederländerin Natascha auf die Frage, wieso sie bei der Show mitmache, in Tränen ausbricht und Samantha, laut Oliver übrigens ein "anstrengendes Ding", mit ihrem Allerwertesten aus Versehen einen Teller vom Tisch fegt? Wie dem auch sei, man darf nicht vergessen: Die Show ist teuer, Productplacement lässt grüßen.

Fremdschämen hoch drei

Als ob das Massendating nicht schon peinlich genug wäre, leisten sich die Frauen in der Nacht der Rosen einen Höhepunkt der Peinlichkeit. Mit der Absicht, ihrem Oli zu imponieren, singen sie Beyoncés "Single Ladies" und performen eine — so schlecht wie es wirkt — selbst kreierte Choreographie dazu. Augen zu und durch, kann man nur raten.

Generell sollte im Fernsehen nicht getanzt werden. Nicht bei "Let's Dance", vor allem aber nicht beim "Bachelor". Denn auch bei der anschließenden Party im Hause Sanne kommt nicht so richtig Stimmung auf. Eher geht es darum, sich zu präsentieren und die Konkurrenz auszuschalten. Wer hat den kürzesten Rock, wer den tiefsten Ausschnitt und wer die blondesten Haare. Am liebsten würde man den Kandidatinnen dabei mit einem in Nivea getränkten Wattepad die Schminke aus dem Gesicht wischen. Zeigt euer wahres Gesicht — aber das ist wahrscheinlich zu viel verlangt, es geht schließlich um Show.

(sno)
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