Nach Abbruch bei "Germany's Next Topmodel" Experten fürchten um Live-Shows im Fernsehen
Berlin · Die Mannheimer Bombendrohung könnte Folgen für Live-Sendungen in Deutschland haben, fürchtet eine Expertin. Juror Thomas Hayo fordert, an solchen Formaten festzuhalten - als "Teil unserer Kultur".
GNTM-Finale wegen Bombendrohung abgebrochen
Nach dem Abbruch der ProSieben-Show "Germany's next Topmodel" fürchten Medienexperten um Live-Sendungen im deutschen Fernsehen. Shows könnten künftig vermehrt aufgezeichnet werden, sagte Prof. Joan Kristin Bleicher von der Universität Hamburg der Deutschen Presse-Agentur. So könne man unvorhersehbare Situationen herausschneiden.
"Topmodel"-Juror Thomas Hayo forderte, das Fernsehen müsse an Live-Formaten festhalten. Die Polizei Mannheim fahndete weiter nach der Anruferin, deren Bombendrohung am Donnerstag zum Abbruch der Heidi Klum-Show in der Mannheimer SAP Arena geführt hatte.
Thomas Hayo: "Live-Show sind Teil unserer Kultur"
Das "Topmodel"-Finale soll in kleinerem Rahmen aufgezeichnet und am 28. Mai ausgestrahlt werden. Medienforscherin Bleicher sagte der Deutschen Presse-Agentur, bei Aufzeichnungen gehe der besondere Charakter von Live-Shows verloren. Letztlich müssten die Sender aber "selbst abwägen, was sie erreichen möchten und was sie gleichzeitig riskieren".
Werbeexperte Hayo (46), der neben Moderatorin Heidi Klum (41) und Designer Wolfgang Joop (70) die "Topmodel"-Jury bildet, betonte: "Live-Shows sind ein Teil unserer Kultur, die Leute haben da große Freude dran, und die müssen wir uns erhalten." Zwar werde der Vorfall Auswirkungen auf Live-Sendungen haben, aber er hoffe, dass man sich darauf konzentriere, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. "Was nicht passieren darf ist, dass man keine Live-Shows mehr macht und sich von Einzelpersonen oder Randgruppen diktieren lässt, wie man sein Leben lebt oder Entertainment macht."
Bombendrohung erhöht Interesse an "GNTM"
Der Vorfall dürfte nach Einschätzung von Medienforscherin Bleicher der Sendung verstärktes Interesse bescheren. "Das neue Finale wird sicherlich mehr Zuschauer haben und die Quote wird steigen", sagte sie. Das abgebrochene Finale hatte die niedrigste Zuschauerzahl eines Finales seit Bestehen dieser Show.
"Germany's Next Topmodel" 2015: Bilder vom Finale
Die Polizei in Mannheim ermittelte weiter nach der Identität der Anruferin, die die Bombendrohung ausgesprochen hatte. Ihr drohen einem Sprecher zufolge Schadensersatzansprüche, aber auch eine Strafe wegen "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten". Diese reiche von einer Geldstrafe bis hin zu einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren, sagte der Polizeisprecher. Knapp 10.000 Menschen mussten aus der SAP Arena gebracht werden.
Polizeiwache in der SAP Arena war während der Show unbesetzt
Ihre Präsenz in der Arena will die Polizei bei vorhersehbar friedlichen Veranstaltungen künftig nicht verstärken. Die Polizeiwache in der SAP Arena war bei der Show nicht besetzt gewesen, bestätigte ein Polizeisprecher am Samstag. Der "Mannheimer Morgen" (Samstag) hatte darüber berichtet.
Die drei "Topmodel"-Finalistinnen brauchen laut Hayo noch einige Tage, um sich zu erholen. "Ich hatte heute Kontakt zu den Mädchen", sagte der Juror der "Bild"-Zeitung (Samstag). "Ich glaube es geht allen schon besser. Bis sie den Schock und die Enttäuschung aber vollständig überwunden haben, wird es noch ein paar Tage dauern."
Am Samstagabend stand die nächste Live-Sendung an: In Bremen sollten die Finalisten der Show "Deutschland sucht den Superstar" antreten. Der Sender RTL kündigte besondere Sicherheitsvorkehrungen an.
