Interview: Jessica Schwarz "Ich rege mich total auf beim Kochen"

Düsseldorf · Die Schauspielerin spielt eine Hauptrolle in dem neuen Kinofilm "Der Koch" nach Martin Suters Bestseller. Darin geht es um Gerichte, die verführen können. Ein Gespräch über Literaturverfilmungen, Gelassenheit am Herd und Essen am Set.

Obwohl sie sich gerade mit den Tücken des Alltags herumschlagen muss, bleibt Jessica Schwarz gelassen. Eigentlich sollte die 37-Jährige von Innsbruck nach Wien fliegen, um dort einen Termin wahrzunehmen, aber der Flieger fällt aus. Die Schauspielerin lässt sich ersatzweise im Auto kutschieren und hat entsprechend Zeit zu plaudern. Das tut sie auch - erfrischend unprätentiös und erstaunlich redefreudig.

Schwarz gehört längst zu den etablierten Schauspielerinnen im Land. Angefangen hat sie als Model, arbeitete später als Moderatorin für den Musiksender Viva und wechselte dann ins Schauspielfach. Zu ihren Erfolgen zählen "Das Parfum" und die "Buddenbrooks", besonders aber die Hauptrolle im Fernsehfilm "Romy". Dafür wurde sie für den Deutschen Fernsehpreis nominiert, bekam einen Bambi und den Hessischen Fernsehpreis.

Anlass fürs Interview ist die Verfilmung von "Der Koch" nach dem Bestseller von Martin Suter. Darin geht es um einen Tamilen in Zürich, der mit seiner Kochkunst in der Lage ist, menschliche Gelüste anzufachen, dies als Geschäft aufzieht und sich dabei verzettelt.

Haben Sie Martin Suters Bestseller "Der Koch" zur Vorbereitung gelesen?

Jessica Schwarz Ich habe viele von seinen Büchern gelesen, aber oft mit den Enden etwas gefremdelt. Deshalb hatte ich eine Pause eingelegt - und in diese Lücke ist "Der Koch" gefallen. Wenn ich dann einmal drehe, lese ich ungern die Romanvorlage, außer es ist von der Regie so gewünscht. Mich persönlich lenkt das ab. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir dann beim Spielen etwas fehlte. Daher konzentriere ich mich lieber aufs Drehbuch.

Sind Literaturverfilmungen besonders heikel, weil der Zuschauer feste Vorstellungen mitbringt?

Schwarz Es ist ein heikles Thema, weil man in die Fantasie der Menschen eindringt, ihnen sozusagen ihre Bilder nimmt. Auf der anderen Seite schafft jede Interpretation eines Regisseurs auch ganz eigene Bilder. Ich bin da aber nicht der wahnsinnig kritische Mensch, sondern versuche für mich, spannende Details zu finden.

Wie kritisch sind Sie bei der Rollenwahl? Sie gehören zu den Schauspielerinnen, die sich relativ rar machen.

Schwarz Ich versuche bei allem, mir treu zu bleiben. Dieses Jahr habe ich zwei Fernsehproduktionen abgedreht, aber eben auch einen Kinofilm. Kino ist noch aufwendiger, intensiver auch, weil es nicht so schnell vorbeigeht. Damit hat man auch mehr Zeit, sich die Figuren anzueignen.

Sie würden also Kino immer einer Fernsehserienproduktion vorziehen?

Schwarz Definitiv. Obwohl die Serien gerade ganz stark kommen, da erwartet uns noch einiges. Ich bin selber als Zuschauer ein Serienjunkie, teile das auch gerne mit meinem Partner, bin aber leider zu viel unterwegs. Es ist aber toll, welche Möglichkeiten Serien bieten. Ich würde eine Rolle in einer Fernsehserie daher nie ausschließen. Man muss vielleicht in einer packenderen Art erzählen, die Amerikaner zeigen das gerade. Das ist ja oft eine Frage des Drehbuchschreibens, aber da passiert mittlerweile auch hierzulande viel. Noch neigen unsere Autoren dazu, alles auszuerzählen.

Zurück zum Film "Der Koch". Sind Sie eine gute Köchin?

Schwarz Ich versuche mich immer wieder, höre auch, dass ich lecker koche, komme aber zu wenig dazu. Kochen ist auch eine Frage der Routine, und ich bin ganz schlecht in Abläufen. Also wann kommt was in den Topf oder in den Ofen, damit alles gleichzeitig auf dem Tisch steht? Trotzdem bekoche ich gerne mal zwölf Leute mit vier Gängen, um es mir besonders einfach zu gestalten, und fluche dann wie ein Rohrspatz. Es mag dann bitte auch niemand vorher kommen und meinen, mit mir ein Gläschen Wein beim Kochen trinken zu wollen. Dafür bin ich die falsche Person. Ich denke immer, Kochen beruhigt mich, aber das ist totaler Quatsch. Ich rege mich total auf beim Kochen.

Das hört sich an, als könnte man Sie mit einem guten Essen zumindest beeindrucken - oder gar verführen, wie im Film gezeigt?

Schwarz Absolut. Fürs Verführen müsste dann aber schon die spezielle Portion Ayurveda-Kochkunst dabei sein. Sicher ist es bei einem guten Essen leichter als bei einem schlechten. Gutes Essen kann schon etwas Sinnliches haben.

Ist Ihr Sinn für gute Küche auch durch das Elternhaus geprägt? Ihr Vater betreibt ja ein Restaurant.

schwarz Meine Eltern haben eine Hausbrauerei mit Restaurant. Beide waren seit jeher Globetrotter und schon immer sehr neugierig auf das, was es da draußen gibt - und das hat ja auch etwas mit Essen, mit Genüssen zu tun. Das hat meine Mutter auch dazu bewogen, samstags immer ein exotisches Essen zu kochen, indisch oder thailändisch. Und davon ist viel auf uns Kinder übergegangen. Dass man auf Qualität achtet, darauf, wie etwas zubereitet wird. Wir essen selber sehr viel in unserem Restaurant, also muss das Essen auch gut sein. Wir sind da unsere strengsten Kritiker. Und wenn es uns nicht schmeckt, sind wir echt genervt.

Wurde für den Film wirklich molekular gekocht?

schwarz Ja. Es war nicht leicht, immer Drehorte zu finden, wo genug Platz war für unseren Koch und seine Gerätschaften. Ungewöhnlich war es auch, mal einen Film zu drehen, bei dem man tatsächlich warmes Essen vorgesetzt bekommt. Denn immer, wenn ich sonst Leute im Film essen sehe, habe ich Mitleid. Das ist ja meistens kalt oder zum zehnten Mal draufgepackt. In unserem Fall wurde aber immer frisch zubereitetes Essen serviert. Molekulare Küche lebt ja auch vom Moment. Das war schon ein Erlebnis.

Manches sieht im Film scheußlich aus. Wie hat es denn geschmeckt?

schwarz Ganz köstlich. Die grünen Klöpse waren der Knüller, auch die Campari-Bällchen kamen gut an. Die wollte das ganze Team probieren. Es kam natürlich drauf an, wieviel man davon essen musste. Ab einem bestimmten Punkt ist es genug.

JÖRG ISRINGHAUS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort