Zweiter UN-Bericht zum Klimawandel Im Jahr 2020 fehlt ein Viertel der Menschheit Zugang zu ausreichend Wasser

Brüssel (RPO). Die Folgen des Klimawandels bedrohen vor allem die Entwicklungsländer dramatisch, obwohl diese am Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre kaum Schuld tragen. In Brüssel beraten seit Montag Experten in Auftrag der Uno über den zweiten Teil des Welt-Klima-Berichts. Diesmal stehen die Folgen der Erderwärmung im Mittelpunkt: Mindestens 400 Millionen Menschen werden unter Wassermangel leiden.

 In Mauretanien breitet sich die Wüste aus. Der Klimawandel wird zu einer Ausweitung von Dürre-Gebieten führen.

In Mauretanien breitet sich die Wüste aus. Der Klimawandel wird zu einer Ausweitung von Dürre-Gebieten führen.

Foto: AP, AP

Der jüngste Entwurf des Berichts, der der Nachrichtenagentur AP vorliegt, belegt wie infolge des Klimawandels in weiten Teilen der Welt Dürren und Hungerskatastrophen zunehmen. An anderen Orten ist mit permanenten Überschwemmungen zu rechnen. Unterernährung, Hitze, Smog und überhöhte Ozonwerte werden viele Todesfälle nach sich ziehen, und viele Tierarten werden schon bald von der Erde verschwinden. Die vorübergehend positive Nachricht für Europa, Sibirien und Nordamerika lautet, dass kürzere Winter die Ernte-Erträge steigern werden. In der tropischen Zone allerdings werden immer mehr Menschen vom Hungertod bedroht.

Dramatisch wird sich dem Bericht zufolge vor allem die zu erwartende Verknappung des Trinkwassers auswirken. Bei einem durchschnittlichen Temperaturanstieg um nur ein Grad Celsius wird ein Wassermangel für mindestens 400 Millionen Menschen, möglicherweise aber 1,7 Milliarden Menschen vorausgesagt. Die Zahl gilt zusätzlich zu den Erdenbürgern, die schon jetzt nicht genug Trinkwasser haben. Der beschriebene Zustand wird bereits für das Jahr 2020 prognostiziert. Damit verbunden sind erhöhte Seuchengefahr sowie eine Zunahme von Allergie auslösenden Pollen.

Bei einem Temperaturanstieg um zwei Grad wird bereits mit einer Wasserverknappung für weitere zwei Millionen Menschen gerechnet. Bis zu 30 Prozent der Lebewesen auf der Erde wären dann vom akuten Aussterben bedroht. Diese Situation wird in das Jahr 2050 verlegt. Im Jahre 2080 könnten weltweit dann bis zu 3,2 Milliarden Menschen von Wassermangel betroffen sein. Selbst bei einer konsequenten Verringerung der Treibhausgase dürften es immer noch 1,1 Milliarden sein.

"Der Klimawandel ist keine Hiobsbotschaft für die Industrieländer, er ist eine Hiobsbotschaft für die Dritte Welt", sagt Bielefelder Migrationsforschers Thomas Faist. Als Beispiele für mehr oder weniger erfolgreiche Strategien gegen Herausforderungen der Natur nennt der Wissenschaftler die Niederlande und Bangladesch: "Die Niederlande investieren große Summen in die Befestigung ihrer Deiche und schützen sich so vor Überschwemmungen. Das vom steigenden Meeresspiegel bedrohte Bangladesch tut dies mangels wirtschaftlicher Möglichkeiten nicht - mit der Folge, dass Hunderttausende Menschen ihre überflutete Heimat verlassen müssen." Der Vergleich zeige aber, dass es sehr wohl Möglichkeiten gebe, vor Ort erfolgreich etwas tun.

Der US-Forscher Henry H. Miller von der Stanford University sagt der New York Times, der Klimawandel sei ein weiteres Beispiel, dass es bei Katastrophen nicht demokratisch zuginge. Er vergleicht die Situation mit dem Untergang der Titanic. Die Passagiere in der Holzklasse hatten keine Chance, andere konnten gerettet werden", berichtet Miller. Seine Forderung: Die Industriestaaten sollen nicht nur in Maßnahmen investieren um sich selbst zu schützen, sondern ihren Kohlendioxid- Ausstoß senken.

(ap)
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