Moskau Vor 50 Jahren startete die erste Frau ins All

Moskau · Ein dreitägiger Raumflug machte die Kosmonautin Walentina Tereschkowa 1963 weltberühmt.

Der historische Raumflug von Walentina Tereschkowa vor 50 Jahren ist ein Triumph der Sowjetunion im Kalten Krieg – und kostet die erste Frau im All beinahe das Leben. "Lange habe ich dieses Geheimnis bewahrt, aber es gab eine schwere Panne", erzählt die "kosmische First Lady" heute. Durch einen Fehler im Steuersystem kann das im Orbit kreisende Wostok-Raumschiff das Landemanöver nicht einleiten. "Eilig erhielt ich aus Moskau neue Daten für den Bordcomputer." Etwa 71 Stunden nach dem Start am 16. Juni 1963 katapultiert sich die Russin in sieben Kilometern Höhe aus der Kapsel und landet mit dem Fallschirm nahe Nowosibirsk. "Ich war bereit, mein Leben der Raumfahrt zu opfern, und bin es noch immer", sagt Tereschkowa bei einer Pressekonferenz im Kosmonauten-Ausbildungszentrum in Swjosdny Gorodok bei Moskau. "Ich würde unheimlich gerne zum Mars fliegen, um zu schauen, ob es dort Leben gab. Und falls dem so ist, würde ich gerne wissen, welche Katastrophe dieses Leben ausgelöscht hat." Die erste bemannte Reise zum Roten Planeten werde wegen der Entfernung wohl ohne Rückkehr geschehen, meint die 76-Jährige. Experten rechnen nicht vor 2030 mit einem bemannten Mars-Flug.

Wohl niemand hat der am 6. März 1937 in einem Dorf nahe der Wolga-Stadt Jaroslawl geborenen Tereschkowa an der Wiege gesungen, dass sie einmal Weltgeschichte schreibt. Ihr Vater fällt im Krieg mit Finnland, als sie drei Jahre alt ist. Als Jugendliche arbeitet Tereschkowa zunächst in einem Reifenwerk, dann als Zuschneiderin in einer Fabrik. Ihre Leidenschaft gilt aber der Raumfahrt: "Ich wollte dem Himmel nahe sein. Daher begann ich mit Fallschirmspringen." In der Abendschule erwirbt sie 1960 ein Technikerdiplom und bewirbt sich 1962 – im allgemeinen Hochgefühl nach dem Flug des ersten Kosmonauten Juri Gagarin – bei der Raumfahrtbehörde Glawkosmos.

Nicht nur wegen des falsch programmierten Computers verläuft der dreitägige Flug der "Tschaika" (Möwe), wie Tereschkowas Funkcode lautet, nicht ganz nach Plan. Nach ihrem Start in Baikonur (Kasachstan) missachtet die Kosmonautin mehrfach Anweisungen und nickt gelegentlich ein. Besorgt fragt die Leitzentrale, ob ihr etwas zugestoßen sei. Alle Fehlerberichte bleiben aber bis zum Zusammenbruch der UdSSR 1991 im Tresor – der Sieg gegen den großen Konkurrenten Nasa im Kalten Krieg sollte unbefleckt bleiben.

Mehr als 50 Jahre nach ihrem historischen Flug soll nun im September 2014 als vierte Russin Jelena Serowa zur Internationalen Raumstation ISS reisen.

(DPA)
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