Genf 3400 Flüchtlinge ertranken 2014 im Mittelmeer

Genf · Als die Schleuser das überladene Boot vor Malta versenkten, lachten sie. Hunderte Menschen, darunter auch Kinder, ertranken im Mittelmeer. Die Täter, so berichten zwei Überlebende, hatten ihren Opfern befohlen, auf einen kleineren, morschen Kahn umzusteigen. Die Flüchtlinge hatten sich im September in Ägypten an Bord begeben. Sie wollten nach Europa, dorthin, wo Frieden herrscht und Wohlstand winkt. Nur elf Passagiere überlebten.

Sie alle gehören zu den rund 350 000 Menschen, die 2014 weltweit versuchten, über den Seeweg Gewalt und Elend zu entkommen. Niemals zuvor, so sagte es der Uno-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, habe es in einem Jahr so viele Bootsflüchtlinge gegeben. Die meisten von ihnen, 207 000, überquerten das Mittelmeer, um Europa zu erreichen. Damit übersteigt die Zahl der Bootsflüchtlinge, die nach Europa wollen, in diesem Jahr die Zahl des Rekordjahrs 2011 um rund das Dreifache.

Bei der gefährlichen Passage übers Mittelmeer kamen 2014 bereits mehr als 3400 Flüchtlinge ums Leben - sie ertranken, verhungerten, verdursteten oder wurden von Menschenschmugglern getötet. Damit, sagt Guterres, wurde das Mittelmeer die gefährlichste Route für Flüchtlinge. Die Dunkelziffer für Passagiere und Todesfälle dürfte noch weit höher liegen.

Die Schleuser verlangen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration für eine Passage auf ihren kaum seetauglichen Booten bis zu 4000 Dollar (3200 Euro) pro Person. Für eine ganze "Bootsladung" Menschen strichen sie leicht eine halbe Million Dollar ein.

(jdh)
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