Persönlich Annette Schavan . . . will kein Amt mehr in der Politik

Um die Christdemokratin Annette Schavan (58), die das C im Namen ihrer Partei als Landes- und Bundesministerin in Stuttgart und Berlin stets ernst genommen hat, ist es stiller geworden. Das empfinden nicht wenige als bedauerlich, denn die gebürtige Niederrheinerin (Jüchen), die in Neuss aufwuchs und im dortigen Stadtrat aktiv war, hätte noch vieles zu sagen.

Das wird die katholische Theologin und Erziehungswissenschaftlerin, die zu Jahresbeginn von Bundeskanzlerin Angela Merkel schweren Herzens aus dem Amt der Bundesbildungsministerin entlassen worden war, in Zukunft nie mehr an herausgehobener Stelle tun. Im Interview mit der Zeitung "Die Welt" bekräftigte Schavan, die inzwischen dauerhaft in Ulm lebt, wo ihr Bundestags-Wahlkreis liegt, und die vor Gericht um ihre akademische Ehre kämpft: "Alles hat seine Zeit. Ich nehme mein Mandat wahr und führe ein stilleres Leben."

Schavans Zorn über die (noch nicht rechtskräftige) Aberkennung ihres Doktortitels durch die Heinrich-Heine Universität Düsseldorf klingt verhalten, ist aber spürbar. Sie empfindet das, was sie vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf juristisch bekämpft, als Angriff gegen ihre Ehre. Sie nimmt für sich in Anspruch, als Doktorandin vor 33 Jahren integer gearbeitet und nicht getäuscht zu haben. Ihr Rücktritt sei jedoch unausweichlich gewesen, weil eine Bildungs- und Wissenschaftsministerin, die gegen eine Uni klagt, in der Öffentlichkeit nicht verstanden werde.

Die unverheiratete Katholikin, die sich täglich in die Stundengebete vertieft, nach dem Rücktritt viel Zuspruch erfuhr und in ihrer persönlichen Krise Kraft aus dem Glauben schöpfte, will auch dann nicht mehr in die erste politische Reihe zurückkehren, sollte das Gericht ihr Recht geben.

Der Versuch, Schavans akademischen Ruf zu beschädigen, verhinderte nicht, dass die angesehene Frau an der Freien Universität Berlin lehrt. Derzeit leitet sie ein Seminar über christliche Ethik.

(RP)
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