Angriff auf Palmyra IS-Kämpfer sollen 26 Zivilisten exekutiert haben

Beirut · Bei ihrem Vorstoß auf die weltberühmte Antikenstadt Palmyra sollen Kämpfer des Islamischen Staates (IS) 26 Bewohner der umliegenden Dörfern exekutiert haben, darunter zehn durch Enthauptung, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.

Palmyra: IS-Kämpfer sollen 26 Zivilisten exekutiert haben
Foto: afp, eid/EIS

Den Opfern sei "Kollaboration mit dem Regime" von Baschar al-Assad vorgeworfen worden.

Die weltberühmte Antikenstadt Palmyra in Syrien ist offenbar akut von der Dschihadistenmiliz bedroht. Die Kämpfer der IS-Miliz stünden zwei Kilometer vor den Toren der einzigartigen Ruinenstadt in der syrischen Zentralprovinz Homs, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Das Unesco-Weltkulturerbe "Palmyra ist bedroht", sagte Rahman.

Die Gefechte ereigneten sich zwei Kilometer östlich der Stadt, nachdem IS-Einheiten sämtliche Stellungen der Regierungstruppen zwischen Al-Suchnah und Palmyra überrannt hätten, sagte Rahman unter Berufung auf mit Informanten vor Ort. Der IS hatte Al-Suchnah nach Angaben der Beobachtungsstelle in der Nacht zum Mittwoch zu großen Teilen erobert. Die Stadt liegt an der Autobahn zwischen der vom IS kontrollierten Ostprovinz Deir Essor und der Oasenstadt Palmyra, mit ihren griechisch-römische und örtliche Baukunst vereinigenden Bauten.

Der Leiter der Antikenstätten und staatlichen syrischen Museen, Maamun Abdulkarim, bestätigte die Angaben. Kollegen in Palmyra hätten ihm am Telefon berichtet, dass die IS-Dschihadisten nur noch zwei Kilometer von der Stadt entfernt seien. "Die Luftwaffe bombardiert sie, und ich hoffe, dass diese Barbaren nicht in die Stadt eindringen", sagte Abdulkarim. "Das wäre ihre Zerstörung, eine internationale Katastrophe, denn Objekte können Sie verstecken, aber wie wollen Sie antike Architektur schützen?", fragte der Experte und erinnerte an die Zerstörungen in den antiken Ruinenstädten Nimrud und Hatra sowie in weiteren Ausgrabungsstätten.

Gut einen Monat nach der Nachricht von der Zerstörung der nordirakischen Ruinenstadt Nimrud hatte der IS Mitte April in einem Video das Ausmaß der Verwüstung in der antiken Stadt aus dem 13. Jahrhundert vor Christus gezeigt. Das Video lässt erahnen, dass von der Stätte am Ufer des Tigris, rund 30 Kilometer südöstlich von Mossul, kaum noch etwas erhalten sein dürfte. Nimrud war einer der berühmtesten archäologischen Fundorte im Zweistromland, das wiederum oft als Wiege der Kultur beschrieben wird.

Palmyra ist angesichts des IS-Vormarschs unterdessen auch zu einem Zufluchtsort von tausenden Flüchtlingen aus Al-Suchnah geworden. Der Gouverneur von Homs sagte, rund 1800 Familien seien nach Palmyra geflohen. In dem Gebiet wurden seit der Nacht zum Mittwoch bei Kämpfen rund 110 Menschen getötet worden, darunter 70 Regierungssoldaten und 55 IS-Kämpfer. Unter den getöteten Kämpfern ist nach Angaben dschihadistischer Websites auch IS-Anführer Abu Malek Anas al-Naschwan, der in einem IS-Gräuelvideo aus Libyen zu sehen war, das die Enthauptung von 28 Äthiopiern im April zeigte.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort