Grüne nominieren Kandidatin Jill Stein - Stolperstein für Obama

Washington · Die amerikanischen Grünen haben die Kinderärztin Jill Stein als Präsidentschaftskandidatin nominiert. Sie könnte zum Joker im Duell ums Weiße Haus werden und Amtsinhaber Barack Obama entscheidende Stimmen kosten.

 Jill Steins Kandidatur könnte Barack Obama noch Schwierigkeiten bereiten.

Jill Steins Kandidatur könnte Barack Obama noch Schwierigkeiten bereiten.

Foto: afp, PAUL J. RICHARDS

Für die US-Medien mag sie "Jill Who?" ("Wer?") sein, eine Politikerin, die außerhalb ihres Heimatstaats Massachusetts kaum jemand kennt. Im November aber profitiert die 62-Jährige mutmaßlich vom Frust linker Wähler, die 2008 all ihre Hoffnungen in Barack Obama gesetzt hatten und nun enttäuscht nach Alternativen suchen.

Es wäre die Rolle Ralph Naders, des Verbraucheranwalts, der 2000 für die Green Party 2,7 Prozent der Stimmen holte, damit Al Gore das Wasser abgrub und George W. Bush eher unfreiwillig zum Einzug ins Oval Office verhalf. Die Steigbügelhalterin der Konservativen? Es macht Stein nichts aus, mit Nader verglichen zu werden, im Gegenteil.

Aus ihrer Sicht sind sowohl Demokraten und Republikaner "Parteien des Establishments", beide von Firmenlobbyisten gekauft, ihren Programmen nach kaum zu unterscheiden. Obama, sagt sie, habe die Politik Bushs eigentlich nur fortgesetzt, etwa mit dem Krieg in Afghanistan, teuren Rettungspaketen für Wall-Street-Banken und Freihandelsabkommen mit Staaten wie Südkorea, die amerikanische Arbeitsplätze vernichten.

Es liegt an ihren Erfahrungen in der medizinischen Praxis, dass Stein in der Politik aktiv wurde. Nach dem Studium in Harvard (magna cum laude) begann sie als Kinderärztin, konfrontiert mit den Folgen einer Fast-Food-Kultur, die Fettleibigkeit zu einer Epidemie werden ließ. "Es gefiel mir nicht, wie wir unsere Kids mit Pillen vollstopften, statt zu den Wurzeln des Problems vorzudringen. Und irgendwann verlor ich die Geduld."

Später engagierte sie sich bei einer Bürgerinitiative, um auf die Modernisierung der fünf größten Dreckschleudern unter den US-Kohlekraftwerken zu drängen. Nebenbei sang Jill Stein in einer Pop-Rock-Band. Ihr zur Seite steht Cheri Honkala, eine alleinerziehende Mutter, die auf der Straße lebte und heute eine Obdachloseninitiative in Philadelphia leitet.

(RP/pst/sap)
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