Streit um Völkermordresolution Türkei kündigt Maßnahmen gegen Deutschland an

Ankara · Die Türkei hat nach der Völkermordresolution des Bundestags zu den Massakern an Armeniern Maßnahmen gegen Deutschland angekündigt.

 Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim.

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim.

Foto: afp, ADM

Ministerpräsident Binali Yildirim schränkte am Freitag aber zugleich ein, niemand solle erwarten, dass die Beziehungen "vollständig verderben" würden. Allerdings habe Deutschland einen "historischen" Fehler begangen, den es wieder richtigstellen sollte. Die Türkei hat bereits ihren Botschafter aus Deutschland für Beratungen aus Berlin zurückgezogen. Yildirim führte nicht aus, um welche Maßnahmen es sich handeln könnte.

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte bereits am Donnerstag gesagt, die Bundestagsentscheidung werde ernste Auswirkungen auf die türkisch-deutschen Beziehungen haben. Zuvor hatte der Bundestag mit nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung die Tötung von bis zu 1,5 Millionen Armeniern während des Ersten Weltkrieges im damaligen Osmanischen Reich als Völkermord bezeichnet. Diese Einschätzung wird von vielen Historikern geteilt.

Die Türkei hält die Zahlen dagegen für übertrieben und betont, die Toten seien Opfer von Aufruhr und Bürgerkrieg. Yildirim hatte die Abstimmung vorab als Unsinn bezeichnet und vor einer Verschlechterung der deutsch-türkischen Beziehungen gewarnt. Die Tötung von Menschen unter Kriegsbedingungen sei "normal".

Nach der Bundestagsresolution zum Völkermord an den Armeniern im Ersten Weltkrieg haben sich Dutzende Menschen in der Südkaukasusrepublik bei Deutschland bedankt. Mehr als 100 überwiegend junge Armenier kamen am Donnerstagabend vor die deutsche Botschaft in der Hauptstadt Eriwan zu einer Freuden-Demonstration. Auf Plakate schrieben sie "Danke".

Es sei wichtig, dass gerade Deutschland die Gräueltaten an den Armeniern durch das Osmanische Reich anerkenne, sagte der armenische Politologe Stepan Grigorjan der Deutschen Presse-Agentur. Deutschland sei ein enger Verbündeter des Osmanischen Reiches gewesen und habe zudem in den vergangenen 100 Jahren immer wieder eng mit der Türkei zusammengearbeitet, erklärte er. "Das ist nun ein großer Stress für die Türkei", meinte der Leiter des Zentrums für Globalisierung und regionale Zusammenarbeit.

(felt/ap)
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