Urlaubstipps der Kanzlerin Merkel motiviert Deutsche zu Reisen in arabische Länder

Düsseldorf · Angela Merkel hat in ihrem Video-Podcast die Deutschen dazu ermutigt, Urlaub in arabischen Ländern zu machen. Davon würden beide Seiten profitieren, sagt die Kanzlerin. Ein Tourismus-Experte zweifelt.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) macht am liebsten in Italien Urlaub.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) macht am liebsten in Italien Urlaub.

Foto: Screenshot Videopodcast Bundeskanzlerin

Mallorca oder Marokko? Bad Salzuflen oder Saudi-Arabien? Bundeskanzlerin Angela Merkel kann offenbar all diesen Urlaubszielen etwas abgewinnen. Im Vorfeld des 20. Tourismusgipfels des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft am Montag in Berlin, hat die Kanzlerin in ihrem Video-Podcast den Deutschen dazu geraten, auch in der arabischen Welt Urlaub zu verbringen.

So würde man zum einen "mehr über die Zusammenhänge" zwischen den arabischen Staaten und Europa erfahren. Zum anderen könne man die Situation in den Ländern besser verstehen und zugleich den wirtschaftlich wichtigen Fremdenverkehr im Nahen Osten fördern.

Alessa Busch, Studentin aus Aachen, fragte im Video-Podcast "Die Kanzlerin direkt": "Reisen in andere Länder bieten ja auch immer einen Einblick in die Kultur des Gastlandes. Auch das ist ein Thema des Tourismusgipfels. Inwiefern kann der Tourismus — speziell auch im arabischen Raum — als Basis für den kulturellen Austausch zur gegenseitigen Verständigung hierzulande beitragen?"

Merkels Antwort: "Reisen von Menschen aus Deutschland zum Beispiel in arabische Länder haben natürlich zwei Effekte: Einmal hilft das diesen Ländern wirtschaftlich; wir wissen, dass es in diesen Ländern zum Teil eine sehr große Arbeitslosigkeit gibt, und deshalb ist der Tourismus natürlich eine Wachstumsbranche und eine Branche, die Menschen auch Zukunftsperspektiven eröffnet. Zum anderen ist es so, dass auch wir mehr über die Zusammenhänge verstehen; zum Teil auch über die alten historischen Verbindungen, die es schon immer zwischen Europa und auch dem arabischen Raum gab."

Deshalb könne sie jeden Arabien-Urlauber nur ermutigen, "dass man sich einfach auch ein Stück weit mit der Geschichte und der Entwicklung dieser Länder beschäftigt und dabei ganz sicher immer wieder neue Erkenntnisse gewinnt." Merkel selbst verbringt ihren eigenen Urlaub zumeist in Italien auf ihrer Lieblingsinsel Ischia.

Kein Kontakt zwischen Touristen und Einheimischen

Jürgen Schmude ist Tourismusforscher an der Universität München. Den Aussagen der Kanzlerin stimmt er zumindest in einem Punkt voll zu: "Der Tourismus gehört weltweit zu den am stärksten wachsenden Branchen. Das hat die Weltorganisation für Tourismus, die UNWTO, erst jüngst wieder bestätigt." Dass Reisen in arabische Länder jedoch zum Völkeraustausch beitragen würden, bezweifelt er. Das habe auch historische Gründe.

"Schon in den 1960er Jahren gab es eine sogenannte Euphoriephase im Tourismus. Damals dachte man, dass Reisen ins Ausland zur Völkerständigung beitragen würden. Aber da es de facto zwischen Touristen und Einheimischen keinen Kontakt gab, zerplatzte diese Hoffnung schnell. Ob jetzt Reisen in arabische Länder beim kulturellen Austausch zwischen der christlichen und arabischen Welt helfen, bezweifle ich. Ein großer Teil der Urlauber bucht zudem Pauschalreisen, bei denen ein Kontakt zu Einheimischen eher die Ausnahme denn die Regel ist."

Terrorangst bei den Deutschen

Im Video-Podcast äußerte sich die Kanzlerin auch zur Frage nach der Angst der Deutschen vor terroristischen Angriffen im Ausland. Sie sagte: "Die Bundesregierung, hier insbesondere das Auswärtige Amt, hat permanent Reisehinweise für Menschen. Die werden sehr sorgfältig abgewogen: Es werden die Situationen in den einzelnen Ländern, die Reiseziele sein könnten, sehr genau beobachtet." Natürlich werde auch durch die Botschaften vor Ort recherchiert. "Und deshalb empfehle ich allen, die ins Ausland reisen und vielleicht Sorgen haben, einfach diese Reisehinweise sehr gut zu lesen."

Tourismusforscher Schmude sagte: "Die Reisehinweise des Auswärtigen Amts werden sicherlich wahrgenommen. Aber die täglichen Nachrichten haben den größten Einfluss auf die Wahl der Reisedestination. Das kann dazu führen, dass gewisse Länder — wie in diesem Jahr die Türkei — stigmatisiert und gemieden werden. Da Warmwassergebiete leicht austauschbar sind, bucht der Tourist deshalb lieber Reisen zum Beispiel nach Spanien oder Griechenland. Dort bekommt er schließlich das gleiche geboten: Sonne, Strand und Meer."

Merkel zufrieden mit Entwicklung des Tourismus

Am Montagnachmittag wird Merkel eine Rede beim Tourismusgipfel halten. Von der positiven Entwicklung des heimischen Tourismus zeigte die Kanzlerin sich begeistert. Viele würden ihren Urlaub in den Bundesländern verbringen und so die "die deutsche Heimat sozusagen von Neuem" entdecken.

(sb)
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