Politiker würdigen Bedeutung des 9. November 1989 Berlin feiert 25 Jahre Mauerfall bei strahlendem Wetter

Berlin · Hunderttausende Besucher sind in Berlin unterwegs. Man feiert das Jubiläum des Mauerfalls, die Kanzlerin würdigt die historische Rolle der Stadt. Doch in die heitere Stimmung mischen sich auch kritische Töne - von einem der Architekten der deutschen Einheit.

 Tausende Menschen schauen sich die beleuchteten Ballonstelen entlang des ehemaligen Verlaufs der Berliner Mauer an. Die Laternen sind Teil des Projekts "Lichtgrenze 2014" zum 25. Jahrestag des Mauerfalls.

Tausende Menschen schauen sich die beleuchteten Ballonstelen entlang des ehemaligen Verlaufs der Berliner Mauer an. Die Laternen sind Teil des Projekts "Lichtgrenze 2014" zum 25. Jahrestag des Mauerfalls.

Foto: dpa, bvj lre

Fröhlich, entspannt, gelassen: Berlin feiert den Mauerfall vor 25 Jahren. Bei herrlichem Wetter waren am Samstag Hunderttausende Menschen aus aller Welt in der einst geteilten Stadt unterwegs, um sich an die historischen Ereignisse vom 9. November 1989 zu erinnern.

Hauptattraktion ist die Lichtinstallation, die den Verlauf der Mauer nachzeichnet. Die knapp 7000 Ballons sollen am Sonntagabend in den Himmel aufsteigen und so die symbolische Grenze wieder auflösen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ging auf die historische Bedeutung der Ereignisse des 9. November 1989 in Berlin ein: "Diese Stadt hat Geschichte geschrieben", sagte die aus der einstigen DDR stammende CDU-Politikerin am Samstagabend in der Neuen Nationalgalerie. "Der menschliche Drang nach Freiheit lässt sich nicht auf Dauer unterdrücken", betonte sie bei der Eröffnung der "Falling Walls Conference", einer internationalen Wissenschaftstagung.

"Es braucht Mut, Freiheit zu erkämpfen, und es braucht Mut, Freiheit zu nutzen", so Merkel. Berlin habe nicht nur das Bild Deutschlands geprägt, sondern sei auch "fast ein Symbol für die Vereinigung Europas nach dem Kalten Krieg", sagte die Kanzlerin in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft.

Politisch jedoch fiel auch ein Schatten auf die Feierlichkeiten. Der frühere sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow erhob bei einer Veranstaltung der "Cinema For Peace Foundation" in Berlin schwere Vorwürfe gegen den Westen. Mit Blick auf den Ukraine-Konflikt sagte er: "Die Welt ist an der Schwelle zu einem neuen Kalten Krieg. Manche sagen, er hat schon begonnen." In den vergangenen Monaten habe sich ein "Zusammenbruch des Vertrauens" vollzogen.

Der Friedensnobelpreisträger, der als einer der Väter der deutschen Einheit gilt, warf dem Westen und insbesondere den USA vor, ihre Versprechen nach der Wende 1989 nicht gehalten zu haben. Stattdessen habe man sich zum Sieger im Kalten Krieg erklärt und Vorteile aus Russlands Schwäche gezogen.

So hat sich der Osten verändert
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Die Vertrauenskrise belaste auch die Beziehungen zu Deutschland. "Lasst uns daran erinnern, dass es ohne deutsch-russische Partnerschaft keine Sicherheit in Europa geben kann." Gorbatschow trifft am Montag mit Merkel zusammen.

Die Linke verurteilte zum 25. Jahrestag des Mauerfalls das "staatliche Unrecht" in der DDR und erneuerte damit eine Entschuldigung ihrer Vorgängerpartei PDS aus dem Jahr 1990. Die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger sowie Bundestags-Fraktionschef Gregor Gysi veröffentlichten am Samstag eine entsprechende Erklärung.

Darin räumen sie ein, dass die DDR ein Staat gewesen sei, "in dem die politische Willkür jederzeit Recht und Gerechtigkeit ersetzen konnte, in dem Zehntausende Biografien durch staatliches Unrecht gebrochen und zerstört wurden".

Dieser Uralt-Käfer ist das Mauerfall-Auto
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Foto: dpa, cch rho

Dafür habe die DDR-Staatspartei SED die Hauptverantwortung getragen. Merkel bezeichnete die immer wieder aufflackernde Diskussion, ob die DDR ein Unrechtsstaat war, als "beklemmend". "Die DDR war ein Unrechtsstaat", betonte die Kanzlerin in Wismar bei einem Landesparteitag der CDU Mecklenburg-Vorpommerns.

Die Lichtinstallation, die seit Freitagabend in Berlin den Verlauf der Mauer nachzeichnet, lockte schon zum Auftakt zahllose Besucher an. In der Nacht zum Samstag flanierten Einheimische und Touristen in Scharen an leuchtenden Ballons vorbei, tagsüber setzte sich der Zug der Schaulustigen fort. Allerdings gingen eine Reihe von Ballons kaputt, sie mussten erneuert werden.

(AFP)
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