Bericht über kostenlose Auto-Nutzung Staatsanwaltschaft prüft Ermittlungen gegen Wulff

Bonn · Die Berliner Staatsanwaltschaft prüft ein mögliches Ermittlungsverfahren wegen Vorteilsnahme gegen Bundespräsident Christian Wulff. Dabei gehe es unter anderem um mögliche Sonderkonditionen für einen Leasing-Vertrag für einen Privatwagen. Die Audi AG hat die Berichte über ein vergünstigtes Auto-Leasing durch Bundespräsidenten-Gattin Bettina Wulff unterdessen als falsch zurückgewiesen.

2011: Alltagstest im neuen Audi Q3
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Es handele sich um Vorprüfungen, einen konkreten Anfangsverdacht gegen Wulff gebe es noch nicht, sagte Oberstaatsanwältin Simone Herbeth am Donnerstag der AFP. Teil der Vorprüfung seien auch die Vorgänge um ein geschenktes Bobby-Car für Wulffs Sohn sowie die Kleider, die ein Modehersteller Wulffs Frau Bettina zur Verfügung gestellt hatte. Wulffs Sprecher Gernot Lehr wies den Vorwurf zurück, Wulff habe einen Audi Q3 privat kostenlos genutzt.

Einem Bericht der kooperierenden Zeitungen "Berliner Zeitung" und "Frankfurter Rundschau" vom Donnerstag zufolge durften die Wulffs schon ab Sommer 2011 offenbar kostenlos einen Audi Q 3 fahren - und damit Monate bevor das Modell überhaupt markteingeführt war.

Der Wagen sei dem Berliner Autohaus überraschend geliefert worden - auf Anweisung der Audi AG und mit dem Hinweis, der Wagen werde von den Wulffs abgeholt. Von diesem Sachverhalt erfuhr die Berliner Staatsanwaltschaft nach Herbeths Angaben erst jetzt durch die aktuelle Berichterstattung der beiden Blätter.

Audi weist Vorwürfe zurück

Bettina Wulff habe den Wagen keineswegs kostenlos, sondern "zum marktüblichen Preis von 850 Euro für einen Monat" zur Verfügung gestellt bekommen, sagte Audi-Unternehmenssprecher Jürgen De Graeve am Donnerstag auf dapd-Anfrage. Dabei handele es sich um ein Angebot "wie es jeder Kunde von uns bekommen würde". Wulff habe den Audi Q3 vom 22. Dezember 2011 bis zum 23. Januar dieses Jahres ganz regulär von einem Berliner Automobilhändler gemietet.

Damit widersprach De Graeve einem Bericht der "Frankfurter Rundschau", wonach die Wulffs den Wagen schon ab Sommer 2011 kostenlos gefahren haben sollen - und damit Monate bevor das Modell überhaupt auf dem Markt eingeführt wurde. Dem Sprecher zufolge kam der Audi Q3 im September 2011 offiziell in den Handel.

Lehr: "gezielte Falschberichterstattung"

Wann die Vorermittlungen zu den verschiedenen Komplexen abgeschlossen sein werden, lasse sich derzeit noch nicht absehen, sagte Herbeth. Anlass für die Prüfungen seien die Medienberichte, Strafanzeige sei nicht gestellt worden.

Wulffs Anwalt Gernot Lehr bezeichnete die Berichte über die angebliche kostenlose Auto-Nutzung als "gezielte Falschberichterstattung". Das Ehepaar Wulff habe den Audi Q3 nicht wie berichtet im Sommer 2011, sondern erst am 22. Dezember übernommen "und die dafür marktübliche Vergütung gezahlt", erklärte Lehr.

Der Anwalt richtete schwere Vorwürfe gegen die beiden Zeitungen aus Berlin und Frankfurt. Er legte ihnen eine "grobe Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflichten" zur Last. Sie hätten es "unterlassen, das Ehepaar Wulff mit dieser Falschinformation zu konfrontieren", kritisierte Lehr.

Zu dem geschenkten Bobby-Car und den Kleidern für Bettina Wulff, die nun die Staatsanwaltschaft beschäftigen, hatte sich Lehr schon früher geäußert: Das von einem Autohändler geschenkte Plastikauto befinde sich "in der Kinderspielecke im Schloss Bellevue". Zu dem Vorwurf, Wulff habe den Autohändler als Gegenleistung in einem Dankesschreiben auch zu seinem Sommerfest eingeladen, hatte der Anwalt erklärt, der Händler sei lediglich auf die Gästeliste für das Fest gesetzt worden. Dies sei noch keine offizielle Einladung.

Presseberichten zufolge hat Lehr bestätigt, dass Bettina Wulff von dem Luxus-Modehersteller mehrfach kostenlos Kleider zur Verfügung gestellt bekommen habe. Dies sei jedoch in der Steuererklärung berücksichtigt worden.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) legte Wulff derweil indirekt den Rücktritt nahe. CDU und FDP sollten das Gespräch mit dem Präsidenten suchen, dieses müsse dann "in eine solche Richtung gehen", sagte Beck am Donnerstag dem Sender Phoenix. Er hoffe, dass Wulff "aus eigenem Antrieb zu den richtigen Entscheidungen findet", fügte Beck hinzu.

(AFP/dapd)
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