Eurogruppen-Chef kritisierte Bundesregierung CSU stellt Jean-Claude Juncker in Frage

München · Die CSU hat eine Debatte über den Austausch von Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker gestartet. Anlass ist die jüngste Kritik Junckers an dem Verhalten Deutschlands in der Euro-Schuldenkrise. Die Christsozialen sprechen von einer nicht zu überbietenden "Unverfrorenheit".

 CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt reagiert erbost auf die Vorhaltungen des Eurogruppen-Chefs.

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt reagiert erbost auf die Vorhaltungen des Eurogruppen-Chefs.

Foto: dapd, Clemens Bilan

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sagte am Montag in München, er mache "ein großes Fragezeichen" dahinter, "ob man jemanden wirklich in dieser Funktion als Eurogruppen-Sprecher behalten kann".

 Mahnende Worte nach Berlin: Jean-Claude Juncker.

Mahnende Worte nach Berlin: Jean-Claude Juncker.

Foto: dpa, Bodo Marks

Der Generalsekretär hat immer recht

CSU-Chef Horst Seehofer verzichtete vor einer Sitzung seines Parteivorstands zwar auf eigene Rücktrittsforderungen in Richtung Juncker. Er sagte aber zu den Äußerungen von Dobrindt: "Der Generalsekretär hat immer recht." Seehofer nannte das Verhalten von Juncker "grenzwertig". So trage dessen Warnung vor einem Zerfall der Euro-Zone "ganz gewiss nicht zur Beruhigung der internationalen Finanzmärkte bei".

Juncker hatte der "Süddeutschen Zeitung" ferner gesagt: "Wieso eigentlich erlaubt sich Deutschland den Luxus, andauernd Innenpolitik in Sachen Euro-Fragen zu machen? Warum behandelt Deutschland die Euro-Zone wie eine Filiale?" Der luxemburgische Ministerpräsident monierte zudem, das "Geschwätz" über einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone sei nicht hilfreich.

Dobrindt wirft Juncker "Unverfrorenheit" vor

Dobrindt sagte zu den Äußerungen Junckers: "Das ist an Unverfrorenheit nicht mehr zu überbieten." Der Eurogruppen-Chef müsse sich langsam überlegen, ob er mit solchen Interviews nicht eher "Teil des Problems der Euro-Zone" als Teil der Lösung sei.
Dobrindt fügte mit Blick auf die Rolle Deutschlands in der Krise hinzu: "Wenn man jetzt dem Rettungssanitäter die Schuld in die Schuhe schiebt für den Unfall, dann zeigt das einfach, wie verdreht die Welt an dieser Stelle ist."

Heftige Kritik an Juncker kam auch vom Vorsitzenden der CSU-Mittelstandsunion, Hans Michelbach. Er verwies darauf, dass Deutschland "höchste Solidarität" mit anderen Euro-Ländern übe. Man müsse sich über Juncker "wundern".

Draghi eine "Fehlbesetzung bei der EZB"?

Michelbach attackierte zudem den Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi. Dieser habe mit Äußerungen zum möglichen Aufkauf von Staatsanleihen durch die EZB "das Thema Inflation entfacht". Auch das trage zu einer wachsenden Verunsicherung bei. Michelbach fügte hinzu: "Wenn das so weitergeht, wäre Draghi natürlich eine Fehlbesetzung bei der EZB."

(APD)
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