Kreuz in Behörden Kardinal Marx wirft Markus Söder Spaltung vor

Bonn · In die Debatte über den Kreuzerlass der bayerischen Staatsregierung haben sich jetzt auch die Spitzenvertreter der beiden großen Kirchen eingeschaltet. So warf der Münchner Kardinal Reinhard Marx Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor, "Spaltung, Unruhe, Gegeneinander" ausgelöst zu haben.

 Kardinal Marx predigt im Trierer Dom (Archivfoto).

Kardinal Marx predigt im Trierer Dom (Archivfoto).

Foto: dpa, pil

"Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen wird, hat man es nicht verstanden", sagte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz der "Süddeutschen Zeitung". "Dann würde das Kreuz im Namen des Staats enteignet." Es stehe dem Staat aber nicht zu, zu erklären, was das Kreuz bedeute.

Es sei "ein Zeichen des Widerspruchs gegen Gewalt, Ungerechtigkeit, Sünde und Tod, aber kein Zeichen gegen andere Menschen." Die gesellschaftliche Debatte über das Kreuz halte er für wichtig, ergänzte Marx. Man müsse diskutieren, was es heißt, in einem christlich geprägten Land zu leben. Dabei müssten aber alle einbezogen werden: Christen, Muslime, Juden und jene, die gar nicht gläubig seien.

Mehrheit lehnt Kreuzpflicht in Behörden ab

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, äußerte sich auf Facebook zurückhaltend. Er wolle die Debatte nicht personalisiert führen, "sondern hart an der Sache". Wichtig sei ihm, die Inhalte, für die das Kreuz stehe, "in die Herzen der Menschen zu bringen". Es dürfe aber nie für irgendwelche Zwecke instrumentalisiert werden.

In einer Umfrage lehnten unterdessen 64 Prozent der Befragten eine Kreuzpflicht für Behörden ab, 29 Prozent waren dafür. Bayerns Wissenschaftsministerin Marion Kiechle (CSU) sorgte für Unruhe: Zunächst bezeichnete sie in einer Talkshow den Erlass als "keine besonders kluge Idee". Später sagte sie in einer Erklärung der Staatsregierung: "Ich stehe klar zum einstimmigen Beschluss des bayerischen Kabinetts, (...) weil das Kreuz für die christliche Tradition Bayerns steht".

Der Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof betonte, das Kreuz sei kein Symbol für Bayern "und erst recht kein Wahlkampflogo". Wer im Geist des Kreuzes handeln wolle, "der muss die Menschen in den Mittelpunkt seines Handelns stellen, und zwar besonders die Menschen in Not".

Söder selbst und andere CSU-Politiker verteidigten den Erlass. "Natürlich ist das Kreuz in erster Linie ein religiöses Symbol", räumte Söder ein. Doch in dem Symbol bündele sich auch die Grundidee eines säkularen Staates. Die Frage, ob sich die CSU bei christlichen Wählern anbiedern wolle, beantwortete er mit "Nein".

Kritik aus der Opposition

Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) warf Söder vor, nicht nur Religion zu instrumentalisieren, sondern auch Millionen Menschen auszugrenzen - Muslime, Atheisten und Juden: "Er missbraucht das Kreuz für seinen Wahlkampf und vermischt bewusst Religion und Politik."

Auch Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD), FDP-Chef Christian Lindner und der Leiter der Passionsspiele von Oberammergau, Christian Stückl, kritisierten den Erlass und warnten vor dem Missbrauch eines religiösen Zeichens. Der katholische Theologe Hans-Joachim Sander warf Söder vor, das Kreuz für Machtdemonstrationen zu nutzen und Nicht-Christen an den Rand zu drängen.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt kritisiert den Beschluss, in allen bayerischen Behörden ein Kreuz anzubringen. "Als Christin fühle ich mich beleidigt", sagte sie der "Welt". Aus ihrer Sicht sei das der "Missbrauch eines religiösen Symbols" durch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein Kabinett.

(das/KNA)
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