Trennung von Donnermeyer "Bild"-Journalist wird Steinbrücks neuer Sprecher

Berlin · Überraschung in der SPD: Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat seinen Pressesprecher Michael Donnermeyer entlassen. Donnermeyer werden die zahlreichen Pannen im Wahlkampf angelastet. Zuletzt soll es einen handfesten Streit zwischen Steinbrück und dem Sprecher gegeben haben. Heute präsentiert Steinbrück zudem die letzten Mitglieder des Kompetenzteams.

 Die Bildkombo zeigt den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück mit seinem Kompetenzteam: (oben l-r) der Berliner Professorin Gesche Joost, der Bremer Professorin Yasemin Karakasoglu, dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach, der Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, (Mitte l-r) Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD), dem ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der SPD, Thomas Oppermann, dem Landesvorsitzenden der Bayern-SPD, Florian Pronold, der ehemaligen Gesundheits- und Wirtschaftsministerin im Saarland und Finanzsenatorin in Berlin, Christiane Krajewski (SPD), (unten l-r) der Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), dem Bundesvorsitzenden IG Bau, Klaus Wiesehügel, die frühere Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, und dem zweiten Geschäftsführer der Ruhr 2010 GmbH, Oliver Scheytt

Die Bildkombo zeigt den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück mit seinem Kompetenzteam: (oben l-r) der Berliner Professorin Gesche Joost, der Bremer Professorin Yasemin Karakasoglu, dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach, der Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, (Mitte l-r) Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD), dem ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der SPD, Thomas Oppermann, dem Landesvorsitzenden der Bayern-SPD, Florian Pronold, der ehemaligen Gesundheits- und Wirtschaftsministerin im Saarland und Finanzsenatorin in Berlin, Christiane Krajewski (SPD), (unten l-r) der Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), dem Bundesvorsitzenden IG Bau, Klaus Wiesehügel, die frühere Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, und dem zweiten Geschäftsführer der Ruhr 2010 GmbH, Oliver Scheytt

Foto: dpa, Ole Spata

Vergangene Woche Freitag hatte Michael Donnermeyer noch die letzten Presseanfragen für seinen Chef, SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, beantwortet. Tags darauf war es dann vorbei. In einem Telefonat soll Peer Steinbrück seinem Sprecher mitgeteilt haben, dass er künftig auf dessen Wirken verzichten wolle.

Damit zieht Steinbrück die Reißleine nach einer von kommunikativen Pannen gezeichneten Kandidatur. In der SPD-Zentrale wird sogar von einem Streit Steinbrücks mit seinem Sprecher berichtet. Donnermeyer soll eigenständig und ohne Rücksprache Informationen an Journalisten weitergegeben haben.

Als Nachfolger soll nun der frühere "Bild"-Hauptstadtbüroleiter Rolf Kleine für Steinbrücks Kampagne kommunizieren. Das teilte Steinbrück am Montagmittag mit. Wirksam wird der Personalwechsel nach seinen Angaben sofort. Kleine berichtete jahrelang über die SPD, gilt als bestens vernetzt und ist auch bei den Berliner Korrespondenten anerkannt.

Ärger bereitete Donnermeyer offenbar auch, dass Namen der Mitglieder des Kompetenzteams öffentlich wurden, auch die Pannen in der Absprache zwischen Steinbrück und dem Team rund um SPD-Chef Sigmar Gabriel werden teilweise Donnermeyer angelastet. In der Diskussion um die Selbstanzeige von Steuersündenr widersprachen sich Steinbrück und Gabriel innerhalb kürzester Zeit.

Außerdem stellt der Merkel-Herausforderer heute die letzten drei Mitglieder seines Kompetenzteams vor. Wie von unserer Redaktion bereits berichtet, soll die frühere saarländische Wirtschafts- und Finanzministerin Christiane Krajewski das Ressort Wirtschaft übernehmen. Die Saarbrücker Volkswirtin zählte zu den politischen Weggefährtin des damaligen saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine, und arbeitet heute als Beraterin für die Investmentbank Leonardo & Co.

Kritik auch aus den eigenen Reihen

2001 und 2002 war die 64-jährige Senatorin in Berlin. In der SPD wird die Personalie mit gemischten Gefühlen gesehen. Krajewski gilt als finanzpolitisch versiert, zu ihren Kunden bei der Investmentbank gehören aber auch Hedge-Fonds und Großbanken, die die SPD in ihrem Wahlprogramm ins Visier genommen hat. Zudem scheiterte Krajewski als Berliner Finanzsenatorin am Widerstand ihrer Partei gegen eine harte Konsolidierungspolitik. Krajewski schlug unter anderem vor, die Kita-Gebühren zu erhöhen und die Wasserbetriebe zu privatisieren. Beides nicht gerade sozidemokratischen Positionen.

Für die Entwicklungspolitik soll Cornelia Füllkrug-Weitzel zuständig sein, die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks Brot für die Welt. Für die Kulturpolitik holte Steinbrück Oliver Scheytt in sein Team. Der 55-Jährige ist Geschäftsführer der Ruhr.2010 GmbH, die das Ruhrgebiet 2010 mit Essen als Europäische Kulturhauptstadt präsentiert hatte. Die Felder Außenpolitik und Finanzen ließ Steinbrück unbesetzt. Dieser Themen will er sich als Kanzlerkandidat selbst annehmen.

Das zwölfköpfige Team des Kandidaten wird selbst in der Partei kritisch bewertet. Zu viele Positionen wurden SPD-Kreisen zufolge streng nach Proporz besetzt wie etwa der aus Bayern stammende Verkehrspolitiker Florian Pronold oder der Gewerkschaftschef Klaus Wiesehügel. Dafür sind die eigentlich einflussreichen SPD-Politiker wie Generalsekretärin Andrea Nahles und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier nicht Teil des offiziellen Teams. Bei der SPD gelte offenbar: "In ist, wer nicht drin ist", scherzte gestern ein FDP-Politiker.

(brö)
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