IWF warnt vor dramatischen Folgen Kapitalflucht gefährdet Bankensystem

Frankfurt · Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) bleibt das internationale Finanzsystem gefährdet. Die Entscheidungsträger sollten deutlich schneller handeln als bisher. Eine große Gefahr ist die wachsende Kapitalflucht in Schuldenstaaten. Besonders aus Griechenland werden immer neue Fälle publik.

Oktober 2012: So will Athen Milliarden sparen
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Foto: dpa, Hannibal Hanschke

Es sind Berichte, die viele Vorturteile zu bestätigen scheinen. Griechische Steuerfahnder haben bei der Untersuchung Tausender Überweisungen ins Ausland einem Bericht der Athener Zeitung "Ta Nea" zufolge gewaltige Summen nicht deklarierter Beträge entdeckt, die ins Ausland verbracht worden waren.

Die Zeitung veröffentlichte eine Liste mit den Überweisungen und dem Einkommen der betroffenen Bürger. Die Beispiele muten teilweise sogar kurios an. Beispielsweise überwies ein Landwirt, der nur 497 Euro Einkommen gemeldet hatte, 12.587.184 Euro ins Ausland.

Drastische Geldstrafen drohen

In einem anderen Fall hatte dem Bericht zufolge ein Gärtner 2011 ein Jahreseinkommen von 2275 Euro gemeldet. Er überwies aber 610.000 ins Ausland. Die überführten Sünder werden nun aufgefordert, 45 Prozent der nicht deklarierten Gelder an Steuern und Strafe zu bezahlen.

Das Problem besteht dabei nicht nur in Griechenland. Schwindendes Vertrauen der Märkte habe in Europa zu einer Kapitalflucht vom Rand in den Kern des Euroraums geführt. Dies bedeute höhere Kreditkosten und eine wachsende Kluft zwischen den "Reichen und Habenichtsen", stellt der IWF fest.

Zwar habe die Eurozone wichtige Gegenmaßnahmen eingeleitet, zuletzt im September die Europäische Zentralbank (EZB) mit der Ankündigung, unter bestimmten Bedingungen Staatsanleihen zu kaufen.

Guthaben-Rückgang gefährdet Banken

Ohne schnell greifende zusätzliche Maßnahmen könnte der zunehmende Druck auf Banken in Europa aber zu einem Guthaben-Rückgang von 2,8 bis 4,5 Billionen Dollar (2,2 bis 3,5 Billionen Euro) führen, der vor allem die Peripherie des Euroraums treffen würde. Eine Kreditklemme könnte entstehen, wenn die Banken aus mangelndem Vertrauen weniger Darlehen gewährten.

"Die Verpflichtung zu einer klaren Roadmap für eine Bankenunion und Fiskal-Integration werden zur Wiederherstellung von Vertrauen, Umkehr der Kapitalflucht und Reintegration des Euroraums benötigt", erklärte der Leiter der IWF-Geldmarktabteilung, José Vinals.

Die einzelnen Staaten müssten ihren Teil dazu beitragen, indem sie eine wachstumsfördernde Politik machten und die Säuberung des Bankensektors abschlössen, sagte Vinals weiter. Er nannte drei Punkte:

Diese Anstrengungen seien im Euroraum umzusetzen. Die EZB solle den Banken weiterhin ausreichend Geldmittel zur Verfügung stellen. Von fundamentaler Bedeutung sei eine Bankenunion, "um die schädliche Verbindung zwischen Staaten und inländischen Banken zu brechen".

Warnungen auch an die USA und Japan

Neben den Euro-Staaten rief der IWF in seinem Bericht auch die USA und Japan auf, mittelfristige Pläne zu einer Reduzierung ihrer Haushaltsdefizite vorzulegen. Die wichtigste Lehren aus den Krisen der vergangenen Jahre sei, dass Ungleichgewichte angegangen werden müssten, bevor es Bedenken an den Märkten gebe.

Auch die Schwellenländer, die bisher relativ gut durch die Krise gekommen seien, müssten darauf achten, dass sie nicht von den Schockwellen der Schuldenkrise im Euroraum erfasst werden, heißt es in dem Bericht weiter.

(APD)
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