Griechenland droht der Bankrott Athen zahlt Rate über einen Kontotrick

Athen · Für die am Dienstag fällige Zahlung von 756 Millionen Euro zog die griechische Regierung alle Register. So griff Athen für die Überweisung der Gelder an den Internationalen Währungsfonds (IWF) auf ein Notfall-Konto zurück, das der IWF betreibt.

Yannis Varoufakis: Athen zahlt Rate über einen Kontotrick
Foto: ap

Die Tilgungs-Rate für den IWF in Höhe von 756 Millionen Euro sei am Dienstag weitgehend von dem Konto für Notfälle gezahlt worden, das Athen beim IWF unterhalte, hieß es aus Kreisen des Finanzministeriums in Athen.

Das Anzapfen des Dringlichkeitsfonds für "außergewöhnliche Bedarfsfälle" habe Notenbankchef Giannis Stournaras selbst vorgeschlagen, verlautete am Dienstag aus Zentralbankkreisen in Athen.

Nach Informationen der Athener Zeitung "Kathimerini" (Dienstag) hat der IWF dieser Transaktion zugestimmt. Eine Bestätigung vom IWF war zunächst nicht zu erhalten.

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen des Finanzministeriums weiter erfuhr, muss Athen das Notfallkonto im kommenden Monat wieder auffüllen.

Damit würden aber die Verpflichtungen, die Griechenland im Juni allein an den IWF zu erfüllen hat, auf knapp 2,2 Milliarden Euro steigen. Der Betrag, der vom Notfallkonto genommen wurde, soll nach den Informationen bei 650 Millionen Euro liegen.

Griechenland steht kurz vor der Pleite. Finanzminister Giannis Varoufakis hatte am Montag nach einem Treffen mit seinen Kollegen aus den anderen Euroländern in Brüssel eingeräumt, dass seinem Land "in ein paar Wochen" das Geld ausgehen könne.

In den Verhandlungen mit den Gläubigern gab es zwar Fortschritte, doch reichen der Eurogruppe die Maßnahmen Athens noch nicht aus, bereitstehende Notkredite von maximal 7,2 Milliarden Euro auszuzahlen. Angesichts der fälligen Verpflichtungen der Griechen in den Sommermonaten könnte selbst dieses Geld nicht reichen.

Auf dem Notfallkonto der griechischen Zentralbank lag nach Angaben Stournaras' bis zum Montag eine Reserve von 660 Millionen Euro. Die Institution hatte sich mit der Regierung und dem IWF darauf geeinigt, dass das Geld zur Begleichung der Schulden beim IWF genutzt werden konnte, hieß es aus den Zentralbankkreisen. Die verbliebenen 90 Millionen Euro kamen direkt aus der Staatskasse.

In einer eigenen Erklärung teilte die Regierung am Dienstag mit, Kommunen und öffentliche Einrichtungen hätten bei der Zentralbank 600,3 Millionen Euro deponiert. Die Regierung hatte sie zuvor verpflichtet, ihre Reserven bei der Bank einzulagern, damit sich der Staat das Geld zur Überbrückung seiner kurzfristigen Finanzengpässe leihen kann.

Die Liquiditätslage Athens sei "ein schrecklich dringendes Problem", hatte Varoufakis am Montagabend in Brüssel erklärt. "Das wissen alle, reden wir nicht um den heißen Brei herum." Doch sei es weiterhin "nicht einfach", mit den Gläubigern auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.

(AFP dpa)
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