Persönlich Michelle Obama . . . erlebte selbst Rassismus

Mit der Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten schien es amtlich: Hautfarbe ist kein Kriterium mehr dafür, welche Chancen jemand hat. Doch auch an der Seite des mächtigsten Mannes von Amerika ist offenbar Platz für unangenehme Erfahrungen mit Rassismus im Alltag. In einem Interview mit dem Magazin "People" erzählte die First Lady Michelle Obama, wie sie einmal bei einem Termin in einer Filiale einer US-Supermarktkette für eine Angestellte gehalten wurde. "Die Frau fragte mich, ob ich ihr helfen könne, etwas aus dem Regal zu holen", berichtete die 50-Jährige. Derlei Dinge passierten eben im Alltag der Schwarzen in den USA. Ihr Mann sei in der Vergangenheit einmal bei einer Gala für den Kellner gehalten worden. "Er trug einen Smoking bei dem Dinner und jemand fragte ihn, ob er einen Kaffee haben könne." Die freimütigen Offenbarungen sind eine Reaktion auf die anhaltenden Proteste von Bürgerrechtlern in den USA gegen überzogene Polizeigewalt, bei der immer wieder unbewaffnete Schwarze sterben. Auch deshalb sind die Obamas nach wie vor Hoffnungsträger für schwarze Amerikaner.

Michelle Obama wuchs in einfachen Verhältnissen im Süden Chicagos auf. Der Vater war Schlosser, die Mutter Sekretärin. Mit Fleiß, Intelligenz und Zielstrebigkeit schaffte die junge Frau es nach Princeton und Harvard, landete als Juristin in einer renommierten Anwaltskanzlei. Dort lernte sie Barack Obama kennen. Der Harvard-Student wurde ihr als Praktikant zugewiesen. Das Paar heiratete 1992. 1998 und 2001 kamen die Töchter Malia und Sasha zur Welt. Mit ihnen führe sie viele Gespräche über Rassismus, betonte die First Lady. Trotzdem bleibt das Pflaster auf der halbverheilten Rassismus-Wunde kleben - auch wenn die Rassentrennung in den USA seit 50 Jahren offiziell abgeschafft ist. Die Obamas versuchen, das Pflaster abzuknibbeln. Denn herunterreißen können sie es nicht.

Jasmin Buck

(RP)
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