Rom Razzia bei Kurienkardinal Müller

Rom · Vatikan-Ermittler haben das Büro des Chefs der Glaubenskongregation durchsucht.

Der ranghöchste deutsche Mitarbeiter des Papstes ist Ziel einer Razzia im Vatikan geworden. Bei einer Kontrolle in der Glaubenskongregation, die vom deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller (67) geleitet wird, entdeckten Vatikan-Fahnder eine ominöse Summe an Bargeld. Im Schreibtisch von Müllers inzwischen suspendiertem Verwaltungsleiter Mauro Ugolini waren rund 20.000 Euro versteckt, und zwar in einer Schublade hinter einer alten Dose Wiener Würstchen. Das berichtete die "Bild"-Zeitung. Unterrichtete Kreise aus dem Vatikan bestätigten den Fund.

Kardinal Müller wehrte sich gegen Vorwürfe und widersprach der Darstellung, dass nun gegen ihn persönlich ermittelt werde. "Unregelmäßigkeiten" in seiner Behörde gestand der frühere Bischof von Regensburg jedoch ein. Sie seien bereits vor einem halben Jahr geklärt worden. Er habe auch nicht, wie behauptet, zunächst die Akteneinsicht verweigert. Auch Vatikansprecher Federico Lombardi sprach von "einigen Unregelmäßigkeiten" bei den Finanzen der Glaubenskongregation. Vor einem halben Jahr seien aber bereits die nötigen Maßnahmen ergriffen worden. Kardinal Müller habe "mit dieser Angelegenheit nichts zu tun".

Der frühere Müller-Vertraute Ugolini war offenbar eine Art Faktotum in der Glaubenskongregation und leistete Mitarbeitern auch private Dienste. Nachdem Müller im Juli 2012 Präfekt der Glaubenskongregation worden war, erledigte der in Rom bestens vernetzte Ugolini auch private Besorgungen für Müllers Haushalt. Inwiefern der 61 Jahre alte Monsignore dabei Geld aus der Glaubenskongregation veruntreute, ist nicht klar. Das im Schreibtisch gelagerte Bargeld soll aus Gebühren stammen, die der Vatikan aus Bistümern in aller Welt zur Untersuchung von Missbrauchsfällen bezieht.

(RP)
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