Düsseldorf Ukraine-Konflikt beeinflusst auch Eurovision Song Contest

Düsseldorf · Wenn heute in Kopenhagen die Lichter angehen, um das Finale des Eurovision Song Contest (ESC) zu beleuchten, werden lauter politische Aktivisten die Bühne betreten: "Immer näher am Verbrechen. Überquere die Grenze. Schritt für Schritt", heißt es etwa in dem Lied der Moskauer Zwillingsschwestern Maria und Anastasia Tolmatschewy. Selten hat die Weltpolitik den traditionsreichen Wettbewerb so geprägt wie in diesem Jahr. Dabei sind politische Äußerungen und Zeichen eigentlich untersagt.

Der ESC, früher als Grand Prix bekannt, ist ein internationaler Liederwettbewerb. Die Europäische Rundfunkunion veranstaltet ihn seit 1956 jedes Jahr. Die Rundfunkanstalten der teilnehmenden Länder schicken einen Künstler. Seit 2004 gibt es ein Halbfinale, um die Teilnehmerzahl zu reduzieren - in diesem Jahr von 37 auf 26.

Als die Tolmatschewy-Schwestern beim ersten Halbfinale die Bühne betraten, gab es Pfiffe aus dem Publikum. Die Zwillinge kamen weiter, treten heute gegen die ukrainische Sängerin Maria Yaremchuk an. Die 21-Jährige sieht mit sich erklärtermaßen alle 46 Millionen Ukrainer auf der Bühne stehen: "Alles, was ich hier mache, mache ich für sie." In ihrem Song "Tick Tock" singt Yaremchuk: "Wir gehören zueinander wie eine Schwester zu ihrem Bruder." Eine politische Botschaft? Die Ukrainerin schweigt zu dieser Frage, erklärt lieber, dass sie gerade die beste Zeit ihres Lebens habe. Das gilt wohl nicht für viele Ukrainer.

Hoffnungslos klingt dagegen der Beitrag Aserbaidschans. Sängerin Dilara Kazimova beschreibt darin die Zukunft eines ungelösten Konflikts: "Ein Soldat, fest in den Händen eines vergessenen Schlamassels, pult sich die brennenden Kugeln aus seiner Brust."

Die ESC-Zuschauer können nicht für ihr eigenes Land stimmen. Auf der Krim dürften aber auch diesmal viele Zuschauer für Russland anrufen. Die Halbinsel stimmt noch unter ukrainischer Flagge ab - weil die Telefonnetze fast zwei Monate nach der russischen Machtübernahme weiter von ukrainischen Anbietern betrieben werden.

(RP)
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