Persönlich Ulrich Deppendorf . . . sendet nicht mehr aus Berlin

Fast 300 Mal ging Ulrich Deppendorf, der Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, mit seinem "Bericht aus Berlin" sonntagabends auf Sendung. Gestern Abend verabschiedete er sich von den Zuschauern. Im Januar war der 1,91 Meter große Journalist 65 Jahre alt geworden. Aufhören will Deppendorf, der nach einem leichten Schlaganfall wieder voll auskuriert ist, aber nicht. Als Gast in TV-Sendungen oder mit neuen Internet-Formaten könnte er künftig von sich reden machen.

Unprätentiös, schnörkellos, klar und direkt - mit diesen Eigenschaften pflegte Deppendorf über Jahrzehnte seinen journalistischen Stil.

Nach einer raschen Karriere als Nachrichtenjournalist im WDR und in der ARD baute der Jurist aus dem Ruhrpott ab 1999 in Berlin das Studio in der neuen Hauptstadt auf. Zwischen 2003 und 2007 kehrte er als ARD-Fernsehspielkoordinator nach Köln zurück. Danach übernahm er erneut das Hauptstadtstudio in Berlin als Leiter.

Die "Angela Merkel des ARD-Informationsfernsehens" nannte der "Tagesspiegel" Deppendorf. Das darf der scheidende TV-Journalist als Kompliment verstehen. Gemeint ist damit, dass Deppendorf trotz seiner Bildschirmpräsenz und seiner ständigen Nähe zu den wichtigsten Politikern der Republik nie die Bodenhaftung verlor. Er war auch einer, der in der Hauptstadt stets bei der Kärrnerarbeit des Journalismus blieb: das mühsame Generieren von Nachrichten aus erster Quelle. Dazu gehört unter anderem die Bereitschaft, bei Wind und Wetter vor dem Kanzleramt zu frieren. In solchen Lebenslagen half ihm auch sein Humor, der Warterei verkürzen kann.

Politiker, die noch nie imitiert wurden, fragen sich manchmal nervös, ob sie nicht wichtig genug sind. Diese Sorge musste sich Deppendorf nicht machen. Im WDR-Fernsehen schalteten die "Mitternachtsspitzen" regelmäßig zu "Uli aus Deppendorf", gespielt von dem Kabarettisten Wilfried Schmickler.

(RP)
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