Meerbusch Ein Haus für die Hostie

Meerbusch · Sie hat keinen Strahlenkranz, hat aber dennoch eine hohe Symbolkraft. Die Büdericher Monstranz aus dem Jahr 1896 ist dem Kölner Dom nachempfunden und wurde der Gemeinde zum Wiederaufbau der Mauritius-Kirche geschenkt.

 Pastor Heinz Pütz wird heute auch einen besonderen Mantel nebst Stola tragen. Die Monstranz wird so wie durch einen Handschuh getragen.

Pastor Heinz Pütz wird heute auch einen besonderen Mantel nebst Stola tragen. Die Monstranz wird so wie durch einen Handschuh getragen.

Foto: ulli dackweiler

Vorsichtig öffnet Pastor Karl-Heinz Pütz den alten Holzkasten. Die schwarze Farbe blättert bereits. "Der Kasten ist so alt, wie die Monstranz selbst", sagt der Pastor, und nimmt vorsichtig das Gebilde aus Silber, Messing und Edelsteinen heraus. "Das ist die kostbarste Monstranz, die wir haben", erläutert Pütz. Sie sieht dem Kölner Dom verblüffend ähnlich. Fronleichnam wird Pütz mit ihr der Prozession voranziehen und das Haus zeigen.

1880 wurde der Kölner Dom fertiggestellt. Die Monstranz der St.-Mauritius-Gemeinde ist vermutlich kurz danach entstanden, im damals modernen "neugotischen Stil". Das Besondere an der Büdericher Monstranz ist, dass sie keinen Strahlenkranz hat. Wie der Kölner Dom als Herberge für die Heiligen drei Könige errichtet wurde, so wurde die Büdericher Monstranz als Hort der Hostie konzipiert und aus Einzelteilen zusammengesetzt.

"Den hohen Kirchturm kann man abnehmen", sagt Pütz. Denn nur ohne Turm passt die Monstranz in den Tabernakel. Heute steht der das kostbare "Vorzeige-Objekt" (Monstranz, von Lateinisch: monstrare, zeigen) im Tresor. "Die Monstranz, als Herberge der Hostie, symbolisiert, dass Gott in uns wohnt", so Pütz. "Wenn wir Fronleichnam durch die Straßen ziehen, an Schulen, Kindergärten, Büros und Werkstätten vorbei, dann werden diese Lebensbereiche gesegnet. Mit der Eucharistie weisen die katholischen Christen auf die gemeinsame Lebensgrundlage des Glaubens hin."

Geschenk an die Gemeinde

Die Büdericher Monstranz ist über 100 Jahre alt. "Johannes Wilhelmus Hubertus Schmitz und Maria Gertrudis Wierichs" haben sie dem damaligen Pastor Johannes Kirschbaum 1896 zum Geschenk gemacht. "Die Mauritius-Kirche war abgebrannt und wurde 1893 neu errichtet", stellt Pütz das Geschenk in den historischen Zusammenhang. Es fehlte damals noch vieles und die Eheleute spendeten einen Kelch und die Monstranz. Die Namen der Spender sind in lateinischer Sprache in den silbernen Fuß der Monstranz eingraviert. Außerdem erscheinen Wilhelm und Gertrude als Heilige auf dem Fuß — neben "den Standardheiligen" wie Petrus, Paulus, Johannes und dem Pfarrpatron Mauritius.

Zur Fronleichnamsprozession wird Pastor Pütz in ein goldfarbenes Brokatgewand schlüpfen. Ein Velum gehört darüber. Der Umhang reicht bis über die Hände und dient als Handschuh. "Ich trete aus Respekt vor der Monstranz als Person ganz zurück", sagt Pütz. Ein direkter Kontakt ist nicht vorgesehen.

Zum Einsatz kommt die Monstranz außer zu Fronleichnam zu den Andachten im Mai und zur Niederdonker Festoktav.

Der Fronleichnams-Festtag beginnt für die Katholiken in Büderich an der Ecke Grün-/Oststraße. Um 9.30 Uhr ist dort ein Open-Air-Gottesdienst geplant, für den die Altargemeinschaft die Straße schmückt. "Bei Regen läuten ab 9 Uhr die Glocken von St.-Mauritius und der Gottesdienst (10 Uhr) wird in der Heilig-Geist-Kirche gefeiert."

(RP)
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