Meerbusch Mann der Gewerkschaft

Meerbusch · Der Büdericher Jürgen Niederdellmann ist seit 50 Jahren Mitglied der IG Metall. Lange Jahre war er im Betriebsrat der Böhler AG aktiv. Auch im Stadtrat vertrat der Sozialdemokrat Arbeitnehmerinteressen.

Jürgen Niederdellmann ist ein Gewerkschafter wie er im Buche steht. Seit 50 Jahren ist der Büdericher Mitglied der IG Metall. Auf die Urkunde und die vergoldete Uhr, die er bei der Jubilarfeier im Rheinischen Landestheater in Neuss verliehen bekommen hat, ist er stolz.

Der Sozialdemokrat aus der Böhlersiedlung setzt damit eine Familientradition fort. Sein Großvater zählte in Herne zu den Mitbegründern der Arbeitnehmervertretung, sein Vater gehörte sogar 60 Jahre der IG Metal an und auch Jürgen Niederdellmann ist seit seinem 14. Lebensjahr dabei.

Nachdem er seine Lehre als Universalhärter bei Flottmann im heutigen Bochum begonnen hatte, zog Niederdellmann bei der Mai-Kundgebung am Tag der Arbeit mit der Gewerkschaftsfahne auch offiziell ganz vorne mit. Sein ganzes Berufsleben blieb der Wahl-Büdericher in der Stahlbranche tätig.

Seinen größten Einfluss übte er zweifelsohne bei Böhler aus. Dort war er im Betriebsrat aktiv und gleichzeitig im Meerbuscher Stadtrat als SPD-Fraktionsvorsitzender in einflussreicher Position als Anfang der 90er Jahre die Umstrukturierung des Konzerns mit Schließung von Stahlwerk und Schmiede sowie dem Verkauf der Werkswohnungen in Büderich begann. "Das war damals nicht immer leicht, Rückgrat zu beweisen", sagt er gestern im RP-Gespräch. "Doch ich kann immer noch in den Spiegel gucken."

Niederdellmann war damals einer der Architekten der so genannten Meerbusch-Fraktion, die so viel politischen Druck auf die Unternehmensführung ausübte, dass sozialverträgliche Lösungen für Mitarbeiter und Mieter gefunden wurden.

Obwohl Niederdellmann inzwischen aus der Ratspolitik und auch aus dem Berufsleben ausgeschieden ist, verfolgt er die Entwicklungen aufmerksam und kann sich über Fehlentwicklungen genau so aufregen wie eh und je. Vor allem die Leiharbeit, Ein-Euro-Jobs und Zeitverträge sind ihm ein Dorn im Auge, und dabei spart er auch nicht mir Kritik an früheren Spitzenkräften der eigenen Partei. Gerhard Schröder, Wolfgang Clement oder Peer Steinbrück zählen deshalb nicht unbedingt zu seinen Favoriten.

Gewerkschaften übernähmen auch heute noch eine wichtige Rolle, meint der 64-Jährige im vorzeitigen Ruhestand. Die organisierten Arbeitnehmer seien Teil des Erfolgs der deutschen Wirtschaft und Teil des Modells Tarifautonomie, das Vorbildcharakter habe. Über reine Lohn- und Gehaltsverhandlungen hinaus, sei den Gewerkschaften zum Beispiel auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der Ausbildung und der sozialen Absicherung zu verdanken.

Und da habe sich in einem Punkt erstaunlicherweise in den 50 Jahren seiner Gewerkschaftszugehörigkeit nichts geändert: Heute wie gestern sei die Bildung der Heranwachsenden in Schule und Beruf ein wichtiges Zukunftsthema.

(RP)
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