Luxemburg Annika Becks größter Triumph

Luxemburg · Die Professoren-Tochter ist mit ihrem ersten Turniersieg auf der Profitour endgültig bei den "Großen" angekommen. Für das Fed-Cup-Finale ist die 20-Jährige trotz der herausragenden Leistungen von Luxemburg aber keine Alternative.

Annika Beck gewinnt Turnier in Luxemburg
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An Annika Becks Tennistasche baumelt ein kleiner Teddybär mit Knopfaugen. Mama Petra hatte ihr das Plüschtier geschenkt - als Belohnung für den Junioren-Triumph in Roland Garros vor zwei Jahren. Der Teddy begleitet Beck seitdem auf der Profitour und erlebte nun den vorläufigen Höhepunkt ihrer jungen Karriere. In Luxemburg gewann die 20-Jährige ohne Satzverlust ihr erstes WTA-Turnier, im Finale deklassierte sie die Tschechin Barbora Záhlavová Strycová mit 6:2, 6:1.

Ein weiteres Kuscheltier wird Beck für ihren Erfolg nicht bekommen, zumindest nicht von ihren Eltern. "Sie ist ja nicht mehr ganz so mädchenhaft", sagt Vater Johannes im Gespräch. In ihrem Sport gehört Beck auf alle Fälle seit dem Wochenende zu den "Großen". Nach Andrea Petkovic, Sabine Lisicki und Mona Barthel holte sie als vierte Deutsche in diesem Jahr einen WTA-Titel.

Der Triumph im Großherzogtum ist die Konsequenz beharrlicher Arbeit einer extrem ehrgeizigen Spielerin. Zwölf Erstrunden-Niederlagen in dieser Saison schüttelte Beck in Luxemburg ab und dankte mit dem Pokal in der Hand ihrem Trainer Robert Orlik: "Ich widme dir meinen ersten Titel." Seit fünf Jahren arbeitet Beck in Kerpen mit Orlik zusammen und ist damit so etwas wie der Gegenentwurf zu Lisicki, die ihr Heil in häufigen Trainerwechseln sucht.

"Annika liebt die Konstanz", sagt Johannes Beck, "für sie ist es wichtig, auch gemeinsam durch Krisen zu gehen." Die Erfolgsformel seiner Tochter drückt der Chemie-Professor jedoch anders aus: "Wenn es so etwas gibt, dann ist es das uralte Erziehungsprinzip der Antike: mens sana in corpore sano. Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper." Seit jeher war Annika Beck vielseitig interessiert, und was die gebürtige Gießenerin anpackte, das gelang. "Wir haben sehr früh ihr sportliches Talent erkannt, schon als sie noch Windeln trug", sagt Vater Beck: "Die Schule stand aber immer an erster Stelle." Annika übersprang eine Klasse und machte mit 17 Jahren und einem Schnitt von 1,4 ihr Abitur. Nebenbei spielte sie Geige im Schulorchester, das regelmäßige Ballett-, Schwimm-, Hockey- und Leichtathletik-Training hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits der Tennis-Karriere geopfert.

Bundestrainerin Barbara Rittner hat Beck längst auf dem Zettel, 2013 debütierte die Bonnerin im Fed- Cup. Für das Endspiel gegen Tschechien im November plant Rittner nicht mit der deutschen Nummer fünf, zumindest nicht auf dem Platz. "Annika ist Teil des großen Teams und wird ebenso wie Mona Barthel nach Prag eingeladen", sagt Rittner. "Sie macht aber Druck auf die Etablierten und kann schon im nächsten Jahr eine Alternative sein."

(sid)
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