Krefeld Pinguine Der Anfang vom Ende?

Meinung | Krefeld · Die Krefeld Pinguine sind am Tiefpunkt ihrer 23-jährigen DEL-Geschichte angekommen. Noch nie stand das Gründungsmitglied der höchsten deutschen Eishockey-Liga am Ende einer Hauptrunde auf dem letzten Tabellenplatz. Noch nie kassierten sie so viele Gegentreffer, noch nie trafen sie so wenig ins gegnerische Tor.

Vasiljevs verabschiedet sich aus Krefeld
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Foto: T.L./samla

Aus der im Sommer so häufig zitierten Angriffssaison wurde eine langanhaltende Talfahrt. Neben dem sportlichen Debakel ist der finanzielle Schaden erheblich. Die teuerste Krefelder Mannschaft aller Zeiten sorgte durch die zu vielen Heimpleiten für erhebliche Einbußen bei den Zuschauereinnahmen. Dazu führten zusätzliche Spielerverpflichtungen zu außerplanmäßigen Ausgaben.

Der Grund für das Fiasko ist hauptsächlich eine risikoreiche Entscheidung. Die Verantwortlichen setzten mit dem jüngsten DEL-Trainer Franz Fritzmeier auf das falsche Pferd. Bei der Zusammenstellung der Mannschaft ließ man ihm freie Hand. Sein Ziel, das Team in der Spitze mit den geeigneten Kontingentspielern zu verstärken, wurde verfehlt. Dazu war der Tölzer Bub im Umgang mit gestandenen Profis überfordert. Von Woche zu Woche entsagten ihm immer mehr Spieler die Gefolgschaft. Einen zusätzlichen Knacks bekam das Team durch die Absage von Christian Ehrhoff. Da der Vertrag mit Fritzmeier viel zu früh verlängert wurde, hielten die Verantwortlichen auch viel zu lange an ihrem Coach fest. Daher brachte der Trainerwechsel nicht mehr die ersehnte Wende.

Jetzt stehen die Verantwortlichen vor großen Herausforderungen. Die Mannschaft benötigt ein ganz neues Gesicht und wieder viel mehr schwarz-gelbes Herzblut. Die Ausländerpositionen müssen mit hungrigen Spielern besetzt werden, die sich in der DEL etablieren wollen. Je mehr neue Spieler kommen, umso mehr rechtfertigt das die Entscheidung, an Trainer Rick Adduono festzuhalten. Die Motivationskunst des Kanadiers wird aber alleine nicht ausreichen, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Daher benötigt er einen Co-Trainer, der ihn in Sachen Trainingssteuerung, Spielsystem, Taktik und Coaching unterstützen kann.

Eine Menge Arbeit steht den Pinguinen in den Bereichen Vermarktung und Außendarstellung bevor. Selbst treue Sponsoren stellen ihre Unterstützung in Frage. Da ist jede Menge Überredungskunst gefordert. Der im nächsten Jahr auslaufende Mietvertrag für die Nutzung des KöPa muss neu verhandelt werden. Der DEL-Standort Krefeld braucht dringend bessere Rahmenbedingungen, sonst wird er schon bald von der Landkarte verschwinden. Hinter der Zukunft der Pinguine steht sowieso schon ein großes Fragezeichen. Da sich Aufsichtsratschef Wolfgang Schulz 2018 wie angekündigt aus der Verantwortung zurückziehen will, sollte so schnell wie möglich die Nachfolge geklärt werden. Derzeit besteht wenig Hoffnung, dass die Pinguine der DEL langfristig erhalten bleiben. Vielleicht war die Talfahrt auf den letzten Tabellenplatz schon der Anfang vom Ende.

(RP)
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